NL Rück, I, C-0570b

"Lieber Herr Marx!

Bevor ich an Herrn Professor [Willy] Kühne herantrete, bitte ich Sie noch um Beantwortung nachfolgender Frage:

Ich möchte die Gitarre d'amour [Arpeggione MIR940] (natürlich war der Vermerk auf dem Frachtbrief falsch, es muss heissen Guitarre d'amour) lediglich so in Ordnung bringen lassen, wie das Museumsinstrument [Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig, Inv.-Nr. 609] ist hinsichtlich der Höhe der Bünde. Ich habe nicht vor die Messingbünde entfernen zu lassen, denn dann würde ich ja lieber ein glattes Griffbrett aufsetzen, aber damit würde meines Erachtens der Charakter des Instrumentes ganz sicher verändert. Ich nehmen an, dass, wie Sie schreiben, durch das Glattmachen und etwas Niederermachen der Bünde das Instrument gut spielbar wird, und bitte Sie freundlich, die beiden Museumsinstrumente dahin nochmals prüfen zu wollen. Die Museumsinstrumente sind Original Staufer und der Mann wusste ganz sicher, wie er die Bünde machen muss, damit das Instrument spielbar ist. Infolgedessen liegt mir viel daran, erst noch von Ihnen zu hören, wie die Originale sind.

Freundlichen Dank für Ihre Rechnung, derzufolge Sie noch Mk. 36.- bekommen, die ich Ihnen einliegend in Scheck a/ Städtische Sparkasse Konto 940 zu meiner Entlastung beilege. Haben Sie freundlichen Dank für die viele aufopfernde Mühe, die Sie sich mit den Instrumenten gegeben haben.

Ihr Herr Bruder [Bruno Marx] schrieb mir wegen der Springer für das italienische Spinett. Wenn die Springer nicht zu gebrauchen sind, muss er sie eben durch neue ersetzen. Ich möchte dann nur bitten, dass man sie künstlich etwas alt macht. Die beiden Clavichorde sollen repariert werden, wie Sie vorgeschlagen haben.

Siehe Nachtrag Rückseite.

Ihr Herr Bruder bekommt von uns aus Kufstein zugesandt: 1 Flügel von Dulcken - München, der dem kürzlich im Museum [Leipzig] gespielten Dulcken-Flügel ziemlich ähnlich ist, nur ist unser Instrument statt mit Broncen mit Intarsien versehen. Wir wollen diesen Flügel als zweiten Flügel für Mozart-Aufführungen verwenden und ich bitte Sie freundlich, auch diesem Instrument die gleiche Liebe angedeihen zu lassen, wie dem letzten. Die Reparatur soll sowie eines der beiden bundfreien Clavichord fertig ist, sofort in Angriff genommen werden.

Einliegend 1 Hammerstiel und 2 Hämmer zu dem Dulcken-Flügel, die Sie bitte Ihrem Herrn Bruder übergeben möchten, der Sie sicher, wie ich annehme, an Ostern besucht.

Das italienische Spinett eilt mir nicht so. Wir bräuchten einige Stimmschlüssel für unsere alten Instrumente und bitten um Ihren fachmännischen Rat, ob wir diese Stimmschlüssel aus Krücken oder als einarmige Hebel machen lassen sollen. Bei Ihrer reichen Erfahrung können Sie uns hier sicher das Richtige bestimmen. Gleichzeitig geht das versprochene Durchschreibebuch an Sie ab. Für das Salterio habe ich die Stimmwirbel bestellt und gehen Ihnen 100 Stück direkt aus Markneukirchen zu.

Sie waren so liebenswürdig mir seinerzeit zuzusagen, dass Sie nach Berlin fahren würden, um die Instrumente bei Herrn Wildhagen besichtigen zu wollen. Herr [Fritz] Wildhagen hat mir nun Einzelinstrumente aus seiner Samlung offeriert. Ich habe über die Preise, die Herr Wildhagen verlangt, mit Prof. [Helmut] Schultz, gelegentlich seiner Anwesenheit hier vor einigen Tagen gesprochen. Ich hatte ursprünglich vor, Sie persönlich zu bitten, für mich nach Berlin zu fahren. Nach reiflicher Ueberlegun[g] halte ich es aber für besser, wenn ich vorher mit Herrn Wildhagen die Preisfrage kläre für die Instrumente, welche mich interesse und wenn Sie dann die Güte hätten, diese Instrumente endgültig zu begutachten, Im Durchschlag für Ihren Herrn Bruder werden Sie diese Sache anders behandelt finden, da ich ursprünglich dachte, dass Sie vorher nach Berlin fahren. In halte es aber für taktisch richtiger, wenn ich mich mit Herrn Wildhagen erst über die Preise verständige, den wenn er an den Preisen nichts nachgibt, sind mir die Instrumente effektiv zu teuer und wir können uns die Berliner Besichtigung sparen. Ich habe dementsprechend auch meinen Brief an Herrn Wildhagen geschrieben, dass ich mich erst mit ihm über die Reduktion der Preise unterhalte. Hinsichtlich der Clavichorde bei Ihrem Herrn Bruder hätte ich noch eine Bitte, nämlich nochmals zu versuchen, diese Clavichorde so zu reparieren, dass die Tasten geräuschlos gehen, selbst auf die Gefahr hin, dass man an den Drehpunkten einen grösseren Eingriff machen muss. Das zuletzt reparierte Clavichord hat nämlich noch ziemliche Nebengeräusche, die für eine Radio-Vorführung so noch recht geeignet sind. Vielleicht sprechen wir uns darüber gelegentlich mündlich aus, ob man dieses zuletzt gesandte Clavichord nicht nochmals dahingehend zu instandsetzen versucht, dass auch diese Geräusche wegfallen. Da ich bei den beiden bunfreien Clavichords ev. für Radio-Vorführungen oder für Kammerkonzert verwenden möchte, liegt mir daran, dass Sie sowie irgend möglich ohne Nebengeräusche arbeiten. Ich weiss allerdings, dass dies eine schwierige Sache ist, aber vielleicht lässt sich durch entsprechende sprechende Veränderugen an den Achsen-Lagern und am rückwärtigen Gang dieser Sache korrigieren.

Einliegend finden Sie das versprochene Durchschreibebuch und die Brieftasche, die Sie gewonnen haben.

Mit freundlichen Grüssen für das bevorstehende Osterfest bin ich // Ihr ergebener".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1933,04,07
Schreibort
Nürnberg
Erwähnte Objekte
erwähnt als
Vergleichsobjekt(e)
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Provenienz
Bundfreies Klavichord
Tasteninstrumente
erwähnt als
Tonaufnahme
Konzert
Bundfreies Klavichord
Tasteninstrumente
erwähnt als
Tonaufnahme
Konzert
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Vergleichsobjekt(e)
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Reparatur
Guitare d'amour
Hammerflügel
Hackbrett
Bundfreies Klavichord
Bundfreies Klavichord
Involvierte Person
Involvierte Institution
Dresden
Leipzig
1933,04