"Sehr geehrter Herr Doktor!

Die Spitzharfe habe ich fertiggestellt, desgleichen die Mandoline [MIR885]. Letztere war bei genauerer Betrachtung doch nicht so ganz tadelfrei, da sich unterm Steg die Decke gesenkt hatte. Folglich mußte ich sie losnehmen und berippen. War Ihnen die Inschrift schon bekannt welche ich bei dieser Gelegenheit fand?

'Fecit Bonifacius Gavaliera a Neap: Anno Dei 1759'

Auch die Colachone habe ich anders besaitet.

Wenn Sie H. [Gustav] Wunderlich noch nicht mit der Reparatur beauftragt haben, würde ich mich erbieten diese selbst zu machen, denn es giebt besonders an der Mandolone [wahrscheinlich MIR883] Decke viel Perlmuttereinlagen zu ergänzen und weiß ich nicht wie sich H. W. dafür eignet.

Soll ich Ihnen die 3 fertigen Instrumente senden, oder die Mandolone u. Gitarre battente [wahrscheinlich MIR861] vorher reparieren und dann in einer Kiste Ihnen zustellen.

Über die Dresdner Instrumente wird Ihnen mein Bruder [Bruno Marx] wohl schon berichtet haben. Wie gefällt Ihnen jetzt das 2 manual. Cembalo [MIR1078]? Der Hammerflügel [MIR1099] ist sehr schön und den 5 Oktav. nach zuschließen noch Ende 18. Jahrh. aber auffallend sauber erhalten. Trotzdem ist im Diskant die Wand vom Stimmstock gelöst und der Boden muß auch berippt werden. Für das Spinett ein Fußgestell zu konzipieren finde ich eigentlich nicht ratsam, denn diese Instrumente wurde[n] ja wohl ausschließlich auf den Tisch gelegt. Wäre nicht ein entsprechender Tisch mit leichtgeschweiften Füßen eher angebracht?

Die Fotografie habe ich bei meinem Bruder gesehen und halte ich das Gestell entweder von etwas ganz anderen, oder später dazu angefertigt. Passen will mir das Ding nicht dazu. Gern werde ich eine Zeichnung dafür anfertigen.

Die Paukenfotos [MIR628 und MIR629] lege ich bei. Sie sind dem Bild nach zu urteilen sehr nett.

Mit hochachtungsvollen Grüßen auch Ihrem geehrten Herrn Bruder // Ihr sehr ergebener // Otto Marx."