"Lieber Herr Marx!
Ihr gestriger Brief hat mich sehr gefreut und ich freue mich unbändig auf die 2 reparierten Instrumente [MIR1127 und MIR917]. Wenn Sie diese aus bekannten Gründen nicht senden wollen, hole ich sie mir gelegentlich ab. Die Nachricht über den Hammerflügel war mir sehr interessant. Ich kann den Herren das Kompliment machen, dass nunmehr der Dulcken [MIR1115] als auch der Graebner [MIR1106] ausgezeichnet Stimmung halten und tonlich schön geworden sind. Der Pedal-Hammerflügel [MIR1127] ist meines Erachtens etwas früher als der Graebner und ich vermute, dass er tonlich ungefähr in den Charakter eines Stein gehen könne. Nun zur Hauptsache. Wenn er tonlich anständig wird, wollen wir das Pedal rekonstruieren. Glauben Sie, dass Herr [Franz] Laugwitz diese Arbeit macht? Andernfalls, wenn die Original-Pedalanlage als Muster notwendig ist, könnte das Pedal der Orgelbauer Mertel in Salzburg gemeinsam mit dem Klaviermacher Katholnigg dort anfertigen. Ich muss ja allerdings sagen, dass mir dann Ihr Rat fehlt und gerade bei der Pedalanlage halte ich ihn für wichtiger denn je, weil sie auch - - funktionieren soll. Die Zeichnungen sind ja wohl sehr genau. Ev. könnte man ein Musterglied in Salzburg machen lassen, wenn notwendig. Hierüber mir zu berichten, bitte ich Sie freundlich.
Ich lege diesem Brief RM. 100.-- bei, die wir gelegentlich unserer nächsten Zusammenkunft auf die längst fällige Abrechnung über das Handwerkszeug Ihres seligen Bruders [Bruno Marx] verrechnen wollen als à Conto-Zahlung. [Siehe Brief vom 09.11.1934.] Selbstverständlich bin ich damit einverstanden, dass der Mantel gegen die beiden jetzt fertig gewordenen Instrumente verrechnet wird, aber ich fürchte, dass Sie dabei noch zu kurz kommen und das liegt bestimmt nicht in meiner Absicht. Eine Gegenforderung bitte ich mir deshalb in aller Freundschaft bekannt zu geben, da ich selbst weiss, dass die Wiederherstellung der Guitarre [MIR917] ein Meisterstück bedeutet.
Ich schrieb gestern an Herrn Professor [Helmut] Schulz lt. Beilage, die ich f[sic] freundlich zurück erbitte, da vergessen wurde, einen 2. Durchschlag mitzumachen. Es würde mich natürlich auch Ihr Urteil über diese Frage besonders interessieren. Das auf der Fotographie dargestellte rechte Instrument ist das Rebec das linke die Lirica [MIR1315]. Einesteils ist der Rebectyp sehr selten, andernteils will man nicht gerne Fälschungen kaufen oder besitzen."