"Sehr geehrter Herr Marx!
Nun ist es also so weit, dass Herr [Franz] Laugwitz morgen Donnerstag nach Leipzig fährt und er wird sich in 1. Linie bei Ihnen vorstellen, dann wird er sich 1 Zimmer suchen. Sollten Sie zufällig etwas Geeignetes bei Bekannten wissen, wird er Ihnen sicher dankbar für den Nachweis sein, andernfalls muss er sich eben an den Fremdenzimmer-Nachweis wenden. Dann wird er bei Blüthner sich häuslich einrichten und dann käme der Moment, wo ich Sie dann um Ihre freundliche Mitarbeit bitte. Ich denke, dass Herr Laugwitz in 1. Linie die beiden Hammerflügel bearbeitet, dann dazwischen, falls dies möglich ist, die beiden Hammerklavierchen fertig macht. Ich beabsichtige in etwa 3 - 4 Wochen dann nach Leipzig zu kommen, damit wir uns wieder besprechen können. Bei Blüthner bekommt Herr Laugwitz alle Hilfe hinsichtlich Material, ebenso kann er natürlich dort die in der Fabrik befindlichen Trockenanlagen für Resonanzboden Trocknen benützen. Hammerleder liegt ja bei Ihnen und Filze gingen von Dresden aus mit. Das Dämpfungsleder habe ich bei Geyer bestellt. Nachdem das bei Ihnen liegende Fell immer noch nicht genügt, gerbt Geyer ein eigenes Fell, das aber 6 Monate dauert. Ob man unter diesen Umständen nicht doch versuchen soll mit dem vorhandenen Fell das Auslangen zu finden? Auf jeden Fall habe ich ein Fell nach dem mir freundlich übersandten alten Muster bestellt.
Bei dem Gräbner-Flügel [MIR1106] wäre es fein, wenn es Ihrer bewährten Kunst gelingen könnte, den Flügel wieder gerade zu bringen durch kräftiges Einspannen oder durch andere Massnahmen.
Ihren Mantel habe ich bei Baur-Innsbruck bestellt. Er dürfte bereits fertig sein und mein Bruder wird den Mantel mitbringen. Ich habe an Baur eine 1. Rate mit 20 S für Sie im Mai bezahlt und eine 2. Rate mit 20 S geht heute ab. Ich werde dann im Juli noch eine Rate mit 20 S und im August die letzte Rate mit 10 S bezahlen. Den Gegenwert in Mark (ca. nicht ganz Mk. 35.-) können wir bei Gelegenheit unter uns verrechnen. Sie haben also mit der Überweisung des Geldes keine Scherereien.
Einliegend Copie meines heutigen Briefes an Ihren Herrn Bruder [Adolf Marx].
Herr Professor [Helmut Schultz] sandte mir liebenswürdigerweise die bestellten 9 Vergrösserungen des Automaten-Spinetts [MIR1223]. Wenn ich davon noch je 6 Vergrösserungen haben könnte, also zusammen noch 18 Stück, wäre ich sehr dankbar. Selbstverständlich will ich sie gerne vergüten. Sie haben diese Aufnahmen sehr schön gemacht und ich danke Ihnen hierfür herzlich. Als kleine Gegengabe überbringt Herr Laugwitz einige Lebkuchen für die Familie. Mit dem Zwetschgen-Schnaps brauchen Sie nicht zu sparen. Ich kann solchen jederzeit wieder bekommen, da er von den Eltern meiner Hauhälterin [Luise Weigand] in eigener Regie gebraut wird, also garantiert ohne einen Tropfen Wasser, nach altem Rezept herg[e]stellt. Nachdem wir Beide die alten Sachen lieben, kann ich verstehen, dass er Ihnen gut schmeckt. Also nicht zaghaft beim Trinken sein!
[Werner] Danckert - Jena/Erfurt schrieb mir beiliegenden Brief und ich antwortete ihm lt. Durchschlag, den ich nach Kenntnisnahme freundlich zurück erbitte. Ich habe das Gefühl, dass Danckert die Herren Kohn nicht genügend richtig informiert hat, oder dass schon Stolzenberg-Dresden Danckert nicht genau informierte. Wenn man natürlich die Hammerköpfe [zu Danckerts Fessel-Flügel] bei Langhammer machen lassen könnte, würde dies ja die ganze Sache wesentlich vereinfachen. Würden Sie wohl die Liebenswürdigkeit haben einmal Langhammer anzutelefonieren, ob er eine solche Arbeit machen kann. Die Bestimmung des Anschlagspunktes ist doch meines Erachtens bereits vollkommen klar durch die vorhandenen Filzhämmer, oder muss der Anschlagspunkt neu ermittelt werden? In letzterem Falle müsste eigentlich der Techniker von Stolzenberg dies doch machen können. Ich wäre Ihnen für Ihre feundliche Rückäusserung sehr zu Dank verbunden, weil ich mich mit Danckert wegen des geplanten Umtausches und wegen sonstiger Gefälligkeiten, die er mir schon erw[ie]sen hat, gut stellen möchte.
Herrn Laugwitz habe ich angewiesen, in allem Ihren bewährten, alterfahrenen Rat einzuholen und ich zweifle nicht, dass Sie mit ihm gut arbeiten werden, denn so wie ich Herrn Laugwitz kenne ist er ein verträglicher netter Mann.
Wiederholt möchte ich Sie bitten, mir Ihre für die Begutachtung in Leipzig aufgewendete Mühe, Zeit und Auslagen in Rechnung zu stellen.
Mit freundlichen Grüssen auch an die Familie, verbleibe ich // Ihr ergebener".