"Lieber Herr Marx!

Freundlichen Dank für Ihre Zeilen, denen ich gerne entnahm, dass wir Ihnen mit den Weihnachtspaket in der Familie Freude machten. Das tun wir gerne und aus dankbarem Herzen, weil wir wissen, dass auch Sie uns so viel Gutes schon erwiesen haben. Zum bevorstehenden Jahreswechsel Ihnen und Familie unsere herzlichsten Glückwünsche. Möge für Sie alle das neue Jahr Glück bringend verlaufen.

Ich bin so frei, Ihnen heute eine Diskant-Gambe [MIR783] zu übersenden, die ich als Tausch von Hug & Co bekam. Hug bezeichnet sie als Quinton. In Wirklichkeit ist es meines Erachtens keine 5 saitige Diskant-Gambe, sondern eine 6 saitige gewesen. Man sieht am Wirbelkasten das oberste Loch ausgebüchst und geschlossen. Wenn der Bezug Original 6 saitig war, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie das Instrument wieder auf 6 Saiten bringen lassen könnten. Man müsste den Hals auf beiden Seiten verbreitern und ein neues Griffbrett nebst neuen Saitenhalter anbringen, und den 6. Wirbel ergänzen. Wenn dagegen das Instrument nach Ihrer Prüfung 5 saitig war, soll es 5 saitig bleiben. In Zürich wurde das Instrument im Saitenbezug überspannt. Die oberste Saite stand eine Terz höher und dadurch ist gerade heute beim Spielen der Knopf abgerissen, der den Saitenhalter am unteren Holzstück fixiert. Auch dies müsste gerichtet werden.

Ich will selbstverständlich nicht verlangen, dass Sie dies machen, aber ich wäre Ihnen dankbar, wenn es unter Ihrer sachverständigen Aufsicht gemacht werden könnte, historisch getreu, nach Ihrem Ermessen.

Der Vergleich mit den Instrumenten im Museum ergibt da ohne weiteres ob es eine 6 saitige Diskant-Gambe oder eine 5 saitige Pardessus de Viole gewesen ist. Wie es war, soll es wieder werden.

Am Boden sind ein paar Risse, wenn sie schaden, kann man sie bei dieser Gelegenheit schliessen, wenn sie nicht schaden, können sie bleiben. Wen Sie mit der Arbeit betrauen ist mir gleich, entweder Wunderlich oder Wilfert."