"Lieber Herr Marx!
Vielen Dank für Ihren freurdlichen Brief vom 19. ds. Mts. Wir haben uns entschlossen, unsere Arpeggione [MIR940] Betreff der Bünde so richten zu lassen wie das Original von Staufer im Museum [Leipzig, Inv.-Nr. 609] ist, d. h. die Messingbünde nur 0.5 mm hoch, stark gerundet, sodass sich das Instrument auch für rasches Greifen eignet. Wenn Sie das Griffbrett zwischen den Bünden ein ganz klein wenig hohl arbeiten wollen, sind wir damit einverstanden. Hauptsache ist, dass die Bünde so werden, dass man auch virtuos darauf spielen kann, denn die jetzigen Bünde sind zu hoch und zu scharfkantig. Umgekehrt kann ich mich nicht entschliessen, die Bünde wegzunehmen, denn dadurch würde der Klangcharakter sicher ein anderer werden, während jetzt das Instrument etwas Gambenähnliches hat.
Vielen Dank für den Rat betreff der Stimmhämmer und des Entfernens von Stimmnägeln.
In der Instrumentenkiste fanden wir schon den Katalog [Steinert 1893] vor.
An dem Flügel von Dulcken [MIR1115] fehlt endgültig die Lyra. Diese sitzt auf einem Steg, der in Form eines weitoffenen römischen 'U' geformt ist und durch den vorne die beiden vorderen Füsse gehen. Diese fehlende Lyra muss stilgerecht ersetzt werden. Ich sende Ihnen zur Ansicht den Katalog der Stuttgarter Sammlung [Josten 1928]. Dort finden Sie einen Flügel von Walter in Wien, auf Seite 49, der als gutes Muster für eine Lyra dienen könnte, falls Sie nicht im Museum bessere Vorbilder besitzen. Ich bin aber, wenn Ihnen diese Sache Schwierigkeiten bereitet, gerne bereit, Ihnen die Lyra zeichnen zu lassen. Separat erhalten Sie eine Anzahl Grundrisse der Pedalanlage. Daraus geht hervor, dass am Pedalsteg zwei Pedale fehlen A - D. Diese müssten ersetzt werden. Ferner ist auf dem Grundriss des Steges bei e und f noch der Einschnitt zu sehen, durch welchen die Lyra hindurchgegangen ist. Wenn wir die Lyra zeichnen sollen, bitte ich Sie das mit unseren Firmenstempel versehene Massblatt freundlich ausfüllen zu wollen und mir die Unterlage gütigst zurück zu reichen. Ev. könnte ich auch durch unsere Stuttgarter Freunde vom dortigen Landesgewerbe-Museum eine Zeichnung dieser Lyra im Original bekommen, aber ich denke, dass Sie vielleicht geeignete Museumsvorbilder haben. Leider hat sich die Lyra bei dem Besitzer trotz eifrigen Suchens, als Folge der bekannten österreichischen Schlamperei, nicht mehr gefunden. Wie ich an Flügeln der Neupert-Sammlung hier gesehen haben, wurde diese Lyra von unten in den Steg eingeschoben, sodass die Auschnitte e und f dort schwalbenschwanzförmig und konisch gearbeitet sind. Falls Holz für die Lyra erforderlich ist, bitte ich Sie dies freundlich anzufordern. Es wäre auch zu überlegen, ob man den Steg, der gebrochen ist, flicken kann, oder besser einen neuen macht.
Es freut mich, dass Herrn Dr. [Helmut] Schultz unsere Sammlung [Rück] gefallen hat und es war mir ein Vergnügen, ihm in zwei Tagen die Sache zeigen zu dürfen. Ich habe auch vieles dabei gelernt.
Dürfte ich Sie noch freundlich daran erinnern, dass Sie mir für die Fotographie der Miniaturs über die Tonlöcher noch die Literatur-Quelle nennen wollten.
Ich habe noch ein Stück von einem Dudelsack bekommen, das angeblich zu dem Hornbock gehören soll, den Sie zur Reparatur haben. Ich sende es mit dem Alphorn, sobald ich etwas geeignetes bekommen habe. Das Flicken des defekten Stückes hat sich nämlich als unmöglich erwiesen und ich bin jetzt noch auf der Suche nach einem geeigneten gebogenen Horn. Können Sie mir mitteilen, ob Sie ein Horn entsprechend nachbiegen können, wenn ich ein solches beschaffe?
Die fehlenden Dämpfer und zu dem Dulcken-Flügel und das fehlende Stück der vorderen Intarsie sende ich Ihrem Herrn Bruder [Bruno Marx], sobald ich dieses Intarsienstück vom Intarsienschneider aus der Reparatur zurückerhalten habe, was Anfang kommender Woche der Fall ist.
Ihrem Herrn Bruder sende ich Durchschlag dieses Briefes.
Mit herzlichen Grüssen von Haus zu Haus und freundlichem Danke bin ich // Ihr sehr ergebener".