"Lieber Herr Marx!

Heute möchten wir Sie um eine Auskunft bitten. Wir haben einen Giraffen-Flügel [Halle, Inv.-Nr. MS-56], den wir neu garnieren müssen, weil die Motten alles zusammengefressen haben. Es handelt sich um das Instrument, ähnlich dem [MIR1185], in dem Sie die Aeoline reparierten. Nun kennt sich unser Techniker nicht aus und bevor ich ihm irgend etwas an dem Instrument machen lasse, möchten wir Sie um Ihren sachverständigen Rat bitten.

Wir senden Ihnen einliegend eine Taste zu und einen Fragebogen, aus dem alles weitere zu ersehen ist. Wenn Sie die Güte hätten, ihm eine Garnierung probeweise zu machen, dann könnte er ev. schon die Tastatur darnach garnieren. Ich weiss natürlich nicht, ob er die Arbeit fertig bringt und wären Ihnen daher zu Dank verbunden, wenn Sie mir Ihren Rat leihen möchten. Das Versenden des Instrumentes nach Dresden ist natürlich eine sehr kostspielige Sache, denn wir müssten eigens eine Kiste machen, und die Fracht hin und her ist doch auch ziemlich teuer. Andererseits wird auch Ihr Herr Bruder [Bruno Marx] nicht so lange abkommen können, um hier an Ort und Stelle den Giraffen zu reparieren, sodass wir eben daran gedacht haben, unserem Techniker die Arbeit ausführen zu lassen. Bitte geben Sie uns Ihren Rat.

Das beliegende Wildleder ist zur Ansicht von Geiser in Wien gekommen im Anschluss an unseren gestrigen Brief an Ihren Herrn Bruder. Da wir bestimmt annehmen, dass Ihr Herr Bruder zu Sylvester in Leipzig weilt, legen wir das Leder hier bei. Es ist gedacht als Dämpfungsleder oder Dämpfungsunterlagsleder für die Dämpfung des Stein-Flügels [Halle, Inv.-Nr. MS-40].

Für die Familie legen wir eine Probe Nürnberger Lebkuchen bei und bitten Sie diese zu Sylvester zu verzehren. Mit freundlichen Grüssen von Haus zu Haus fügen wir unserem Briefe beste Wünsche für ein glückliches Neujahr an und verbleiben wir immer // Ihre ergebenen".