"Sehr geehrter Herr Marx!
Ich sende Ihnen einliegend noch eine Vorlage einer Laute von Sixtus Rauwolf, Augsburg 1599, aus dem Kopenhagener Museum. Leider musste ich nach einem undeutlichen Klischee kopieren lassen. Wenn das Instrument für Sie von Interesse ist, bin ich gerne bereit Ihnen eine Original-Fotographie von dort kommen zu lassen. Mir kommt allerdings der obere Hals verdächtig lange vor. Leider ist der Katalog nicht so gründlich bearbeitet, dass man daraus alles entnehmen kann. Herr Professor [Helmut] Schultz hat den Katalog [Claudius 1931]. Das Instrument ist dort abgebildet auf Seite 97, hat die Inventar-Nummer 93 und ist beschrieben auf Seite 100. Es hat 10 Doppelchore, auf dem Hals sind lose Darmbünde, 25 spähnig ist der Korpus, Länge 125 cm, Muschel 47 cm, 32 1/2 cm 16 cm.
Gestern sandte ich Ihnen in der Kiste die italienische Guitarre [MIR917] zurück. Um das Porto auszunutzen füge ich noch einige Instrumente laut separater Beilage bei, an denen überall nur die Besaitungen, und teilweise nur Kleinigkeiten fehlen. Mit Ausnahme von zweien: einer Spiessschalenlaute und einem anderen exotischen Zupf- oder Streichinstrument. Bei beiden sind die Resonanzkorpuse defekt. Ich bitte Sie freundlich die beiden Instrumente zu prüfen, ob Sie dieselben wieder herstellen können und was Sie an Holz dazu benötigen. Dann würde ich selbstredend das benötigte Massivholz ohne weiteres hier beschaffen können. Eilen tut diese Sache selbstredend nicht.
[Schriftwechsel] Ich sandte Ihnen: 4 Guitarren, (eine von Fabricatore [MIR917], eine französische, eine Terz-Guitarre und eine Tumhardt [Stephan Tumhart]), eine Schweizer Zister [MIR856] mit Abziehbildern auf Decke und Boden, eine exotische Spiesschalen-Laute, ein weiteres exotisches Zupfinstrument, eine Mandoline (ich glaube auch von Fabricatore) [wohl Mandola MIR882] und wenn ich mich recht entsinne noch eine weitere Guitarre. Sie werden ja bei Oeffnung der Kiste alles finden. Ich übersah genau Notiz zu nehmen, jedenfalls ist zu unterst in der Kiste die schöne Guitarre mit dem Weinlaub enthalten, das Sie bitte nunmehr auch an den Zargen ergänzen wollen.
Ihrem Herrn Bruder [Bruno Marx] sandte ich heute als Eilgut Mahagoni - Ahorn - und Birnbaumbolz zur Reparatur des Dulken-Flügels [MIR1115]. Die Sache mit den Füssen habe ich mir im Neupert-Museum angesehen. Dort ist ein Wiener-Graf-Flügel. Bei diesem stecken die Karyaditen-Hölzer in Füsse und diese Füsse stehen auf einem einige Centimeter hohen Postamentchen. Vorne wo der Steg der Leier unter den rechten und linken Fuss greift, ist dieses Postament in den Steg hineingezapft. Rückwärts an den einzelnen Füssen steht das Postament frei auf dem Boden. Auf diese Weise sind die Differenzen ausgeglichen. Der Salzburger Flügel hat die Füsse wie mir scheint aus Bronce. Ich bin mir nur nicht klar, wie der Fuss auf dem Steg der Lyra sitzen soll. Wenn Sie mir aber eine genaue Zeichnung oder Skizze des Fusses senden, dann kann ich die Füsse hier ohne weiteres anfertigen lassen durch unseren Bildhauer. Ich habe aber auch nichts dagegen wenn Ihr Herr Bruder die Füsse gleich in Dresden aus Bronze giessen lassen will, was vielleicht wesentlich einfacher und wahrscheinlich auch nicht teuerer sein wird. Die dortigen Bronce-Giesser sind Spezialisten und werden bestimmt das Richtige treffen. Vielleicht haben Sie die Güte dies nochmals mit Ihrem Herrn Bruder zu besprechen, bezw. wenn Sie die mit mir einig gehen, gleich die Bronce-Füsse dort zu bestellen.
Mit nochmaligem Dank für die vielen Bemühungen bin ich wie immer // Ihr".