NL Rück, I, C-0570b

"Lieber Herr Marx!

Herr Geyer - Eisenberg teilt mir mit, dass er Kenntnis genommen hat, wornach das Hammerleder immer noch nicht unseren Ansprüchen genügt. Die Leder seien von Haus aus zu gut gegebert [recte: gegerbt] und würden daher nicht hart genug. Er will nun versuchen ein Leder nach unseren Wünschen fertig zu stellen und will es möglichst beschleunigen. Ob wir unter diesen Umständen nicht am besten warten, bis dieses Leder fertig wird? Ich habe mit gleicher Post Herrn [Eduard] Geyer gebeten, mir mitzuteilen, wie lange das noch dauert. Wenn es nur ein paar Wochen sind, würde es am besten vielleicht sein, das neue Leder abzuwarten.

[Georg] Kinsky veröffentlicht in der Zeitschrift für Instrumentenbau einen Artikel über das Clavichord und den Hammerflügel in Mozarts Geburtshaus zu Salzburg [Kinsky 1934]. In diesem Artikel ist eine historische Quelle enthalten, aus der deutlich hervorgeht, dass die Klage in der Zeit um 1790 herum war, dass die Hammerleder sehr bald hart werden und dass dann der Ton so hart und fest wie Eisen klingt: Hier haben wir einen klaren Beweis, für das, was wir immer behaupten, dass die Flügel früher weicher geklungen haben müssen. Ein weiterer Beweis geht aus dem Schriftwechsel von Constanze Mozart mit ihrem Sohn hervor. Dort schreibt sie, dass Herr [Anton] Walter in Wien das Instrument inzwischen neu befüttert und hergestellt hat. Unter befüttert ist zweifelsfrei beledern verstanden. Ein weiterer Beweis für unserre Ansicht. Ich muss mich auch hierüber gelegentlich mit [Gustav] Becking besprechen, der immer der Meinung ist, der Steinflügl genügt vollkommen den Ansprüchen für Mozart, weil er so klar sei. Ich bin überzeugt, dass auch der Stein-Flügel, wie er neu beledert war, weicher geklungen hat als heute. Vielleicht lassen Sie sich die betreffende Nummer der Zeitschrift für Instrumentenbau, es ist die jetzt erschienene, vom Prokuristen Felsch geben. Gestern sandte ich Ihnen noch eine Anzahl Messingsaitenmuster zu. Herr Maendler hat die Nr. 30 und 40 ausprobiert und für gut befunden. Es wird mich Ihr Urteil sehr interessieren. Für Herrn Maendler bestelle ich dieser Tage ein Ouantum von etwa 15 Kilo, darum ist mir Ihre Meinung besonders wertvoll.

Heute wurde die letzte Rate für Ihren Mantel beglichen, sodass Sie ihn jetzt als Ihr unbeschränktes Eigentum tragen dürfen.

Mit herzlichen Grüssen wie immer // Ihr [handschr.] R".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1934,08,02
Schreibort
Nürnberg
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Lieferant(in) Leder
erwähnt im Zusammenhang
Angebot Zubehör/Baumaterial
Literaturreferenz
Kinsky 1934