NL Rück, I, C-0570b

"Lieber Herr Marx!

Entschuldigen Sie, wenn ich erst heute dazu komme, Ihren werten letzten Brief zu beantworten. Sie dürfen die feste Ueberzeugung haben, dass wir Sie persönlich als Reparateur schwieriger und kitzlicher Sachen, die Museumsvorlagen erfordern, ungemein vermissen. Auf der anderen Seite verstehen wir natürlicn Ihren Standpunkt und wollen Ihnen ganz bestimmt keinerlei Schwierigkeiten in Ihrer derzeitigen Stellung bereiten. Wir nehmen aber an, dass sich Ihre Absage nur auf Ihre eigene Tätigkeit bezieht, nicht jedoch auf die Beratung Ihres Herrn Bruders [Bruno Marx], denn mit dieser Beratung ist wirklich niemanden eine Arbeit weggenommen, sondern im Gegenteil es wird dadurch Arbeit geschaffen.

Wenn sie mir durch Sie, oder Ihren Herr Bruder wenigstens die noch dort befindlichen Sachen ganz geruhsam und nach und nach fertigstellen liessen, oder lassen könnten, wäre ich Ihnen dankbar.

Was nun den Abtransport der Stücke aus Ihrer Wohnung betrifft, so wäre ich ev. bereit, persönlich nach Leipzig zu kommen, um mir die Sachen zu holen, sodass Sie damit keine Schierigkeit hätten. Ausserdem bin ich aber auch damit einverstanden, wenn Sie auf meine Kosten ein Auto nehmen und in einem Auto die Stücke zu einem Schreiner fahren und dort verpacken lassen gegen Berechnung. Als Absender können Sie mein Haus nennen, wozu ich Ihnen einige Frachtbriefe beilege. Stücke, welche ev. Ihr Herr Bruder fertigstellen oder reparieren kann, könnten Sie ja dann ihm ebenfalls mit uns als Absender direkt nach Dresden senden. Wenn Sie sich aber persönlich in der Sache garnicht engagieren wollen, bin ich bereit, den Abtransport in Leipzig selbst zu übernehmen. Vielleicht schreiben Sie mir zwanglos wie Sie darüber denken.

Ohne mehr für heute bestätige ich noch die Durchschrift meines letzten Briefes an Ihren Herrn Bruder, die ich Ihnen zur Kenntnisnahme einsandte. Sie erhalten demgemäss eine Filzmusterkarte durch die Firma Häussler - Eisenberg, die ich aber schon dahin informierte, dass Sie diese Filze für Museums-Reparaturen benötigen, sodass Sie die Musterkarte ruhig in die Museumswerkstätte [Grassi Museum für Musikinstrumente der Universität] verbringen können.

Häussler will sich auch bemühen, ein Hammerleder herzubringen, das genügend weich sei. Ich persönlich bezweifle diese Möglichkeit, denn nach meiner Kenntnis ist der einzige echte Lieferant in Salzburg, die Niederlage einer grossen Linzer Lederfabrik, welche vor einer Anzahl Jahren eine Partie solcher Hammerleder herstellte und damit ausser Oesterreich auch ganz Deutschland versorgte. Wenn sich das Färben bewährt hätte, hatte Herr Klavierbauer Katholnigg in Salzburg, der mit uns gut bekannt ist, ein paar der besten Felle ausgesucht. Er liess auch die Farbproben machen, aber wie gesagt, wenn Sie die Felle für Ihren Herrn Bruder bei Zacharias aussuchen, ist es mir auch recht. Ich dachte nur, ich könnte Ihnen vielleicht damit eine Arbeit abnehmen.

Bitte geben Sie mir postwendend Ihre Liquidation über die fertigen Reparaturen, damit ich Ihnen dann den Betrag zusenden kann. Wenn Sie wünschen, kann ich Ihnen den Betrag an Ihren Herrn Bruder senden, damit Sie ihn dort in Empfang nehmen können, wenn Sie direkt keine Geldsendung zu erhalten wünschen. Bitte entscheiden Sie hierüber nach Belieben.

Es würde mich freuen, wenn Sie sich wenigstens dazu entschliessen könnten, uns wenn notwendig die eine oder andere Rosette zu kopieren, weil wir für derartige Arbeiten natürlich gar niemand wissen, der uns hier behilflich ein kann. Wenn Sie es für gegeben erachten, würde ich ev. auch Herrn Professor [Helmut] Schultz um die Genehmigung ersuchen.

Ohne mehr für heute bin ich mit herzlichen Grüssen // Ihr ergebener".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1933,09,20
Schreibort
Nürnberg
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Lieferant(in) Zubehör/Baumaterial
Lieferant(in) Leder
erwähnt im Zusammenhang
Lieferant(in) Leder
erwähnt im Zusammenhang
Lieferant(in) Leder