"Sehr geehrter Herr Marx!
Ich sende Ihnen heute in einer Kassette ein schönes italienisches Salterio [MIR726] mit der freundlichen Bitte, das Instrument wieder ganz instandsetzen zu wollen. Es hatte rechts zwei Stege. links scheint mir hatte es mehrere Einzelstege, wie Sie aus den noch vorhandenen Spuren auf der Decke ersehen können und zwar einen langen, zwei kürzere und drei einzelne. Leider ist von den Stegen nichtsmehr vorhanden gewesen. Das Instrument ist rückwärts signiert 1727, also über 200 Jahre alt. Die Füsschen sind etwas wurmstichig. Am rechten Fuss fehlt ein Stück der Schnitzerei, das jedoch nach dem linken Fuss ohne weiteres nachgebildet werden kann. Die Wirbel sind sämtlich vorhanden. Die Signatur heisst: Antonio Berti, fece 1/ Anno 1727. Auch am hinteren linken Fuss fehlt ein Stückchen Schnitzerei, das auch auf Grund der vorhandenen Muster nachgebildet werden kann. Falls Ihnen die Nachbildung der Schnitzerei Mühe verursacht, könnte man diese auch hier ersetzen lassen.
Ich habe die mir freundlich zugesandten reparierten Instrumente, die Guitarre [MIR917], die kleine Violine, die Harfe [MIR704] und die Gitarre d'amore [MIR940] erhalten und danke Ihnen für Ihre Mühewaltung. Bei der Guitarre d'amore ist die beiliegende Saite gerissen gewesen. Ich möchte Sie freundlich bitten, mir diese Saite nachzubestellen bei Zimmermann zur direkten Versendung und dazu zwei komplette Bezüge für die Guitarre d'amore in 1. Qualität. Ich will ja das Instrument im Radio vorführen und dazu brauchen wir Ersatzsaiten für den Fall im letzten Moment eine Saite reissen sollte. Ebenso wollen Sie mir bitte eine e-Saite für die kleine Violine bestellen, weil auch diese Saite gerissen ankam. Muster liegt ebenfalls bei. Bitte teilen Sie mir mit, was die kleine Geige eigentlich ist, ob ein Miniaturinstrument, oder eine Viertelsgeige, oder eine Violine piccolo. Ich bitte Sie auch, mir Ihre Liquidation für die Reparatur zu übersenden. Wegen der Guitarre, deren Boden und Decke sehr schön geworden sind, überlege ich noch, ob ich Sie nicht doch noch bitten soll, auch die Verzierungen an den Zargen nachzubilden? Doch will ich Sie auch nicht überlasten. Vielleicht schreiben Sie mir gelegentlich darüber.
Nun zu dem Dulken-Flügel [MIR1115]. Wenn die Füsse geändert sind, dann wäre am besten die Füsse in den ursprünglichen Zustand zu versetzen, d. h. an jedem Bein die von Ihnen skizzierten Füsse anzubringen. Natürlich möchte ich dann, mit Rücksicht auf die öftere Transportmöglichkeit, diese Füsse auf Messing anbringen. Am besten wäre, wenn man von einem Museumsmuster passende Füsse kopieren könnte und würde gleich die Füsse in Dresden giessen lassen, andernfalls bleibt nichts übrig, als die Füsse durch einen Bildhauer zu modellieren und dann giessen zu lassen. Falls Sie keine geeigneten Leute dazu haben, könnte ich die Arbeit hier vornehmen lassen, wenn ich einen Fuss mit Karyatide, mit Muster der Stegdicke und eine ungefähre Zeichnung besitze hinsichtlich der Grösse der Füsse, ihrer Höhe und der Lochanordnung.
Die Lyra zu dem Dulken-Flügel könnte ich hier von dem gleichen Bildhauer natürlich nachbilden lassen. Es ist nur eine Frage, ob man die Kosten für eine Delphin-Lyra aufwenden soll, oder ob man nicht eine Lyra macht, wie Sie dieselbe aufgezeichnet haben. Leider suche ich nach Ihrer Zeichnung schon seit einer Woche vollkommen ergebnislos. Sie ist in irgend einem Akt abgelegt worden, wo sie nicht hingehört und ehe ich noch weiter suche, darf ich Sie vielleicht bitten, mir nochmals die Muster-Lyra abzuzeichnen, denn ich nehme an, dass es ein Museumsmuster war.
Ich könnte auch die Flügel [recte: Füsse] an dem Salzburger Flügel ohne weiteres abzeichnen lassen, oder abmodellieren lassen, wenn Sie denken, dass diese Füsse passend sind. Das Museum wird mir sicher dazu die Genehmigung erteilen. Sie schreiben nämlich von einer Fotographie, auf der solche Füsse sichtbar sind, und da nehme ich an, dass Sie das Salzburger Instrument meinen, denn im Stuttgarter Katalog [Josten 1928] Seite 49 finde ich keine modellierten Füsse. Hierüber werden Sie am besten selbst bestimmen und werde ich dann gegebenenfalls nach Ihrer Anweisung das Weitere veranlassen. Vielleicht würden Sie mir offen Ihre Meinung Schreiben, ob Sie eine Lyra anbringen würden oder ob Sie Delphine anbringen würden. Ich habe fast das Gefühl, dass die Lyra das historisch getreuere wäre und vom musealen Standpunkt aus sollte man eigentlich dies wählen?
Die Oboe d'amore werde ich zu erwerben trachten, da ich kein solches Instrument besitze und schon lange eine Oboe d'amore suche.
Ich danke Ihnen für die ausgezeichnete Fürsorge, welche Sie den 4 Instrumenten zuteil werden liessen und gratuliere auch Ihrem Herrn Bruder [Bruno Marx]. Er hat das Clavichord wirklich sehr schön gemacht. Es arbeitet ganz geräuschlos und Herr Dr. [Rudolf] Steglich - Erlangen, dem ich es zeigte gefiel es besser als ein gleichzeitig vorhandenes neues Clavichord. Man sieht, dass das Kopieren alter Instrumente als neue keine solch einfache Sache ist, ebenso wie das Reparieren. Haben beide Herren vielen herzlichen Dank für Ihre ausgezeichnete Fürsorge.
Ich erhielt auch einen Brief Ihres Herrn Bruders, den ich gleich hier mit beantworte, indem ich ihm Durchschlag meines Schreibens sende. Er schrieb mir am 8. ds. Mts. und ich antworte wie folgt:
Hinsichtlich des Lyra des Dulkenflügels habe ich soeben schon das Nähere geschrieben. Wenn eine Lyra angefertigt wird und keine Delphine, ist es am einfachsten, wenn Ihr Herr Bruder in Dresden die Lyra macht, ausser es macht ihm das Dekupieren Schwierigkeiten, dann können wir hier ohne weiteres bei unseren Schreinern die Lyra ausdekupieren, oder bei Seiler in Liegnitz anfertigen lassen. Mit Dekupiersägen ist es ja eine Kleinigkeit. Wir brauchen dann nur Zeichnung und genaue Holzstärken. Ich glaube offengestanden, dass die Lyra-Anfertigung leichter ist als eine Delphin-Lyra. Hierüber werden Sie ja noch näheres mitteilen.
Der Firma Schäuffele schrieb ich lt. Durchschlag.
Wegen des Frieses bin ich mit einverstanden die Lücken mit neuem Fournier auszufüllen und ich werde das Bemalen hier machen lassen. Sie passen also die neuen Furnierstücke in Dresden ein und übersenden sie mit den abgelösten, in der Reihenfolge nummeriert, mir zu. Dann können die neuen Stücke gut passend nachgemacht werden. Dann schicken wir das Ganze zum Aufleimen wieder nach Dresden.
Das 2 mm Mahagonifournier geht am Montag ab, schlicht und nicht zu porös. Ferner erhalten Sie schon schlich gewachsens Ahorndickte, 5 mm stark. Das Hammerkopfwildleder erhalten Sie in verschiedenen Stärken direkt von der Fa. Bösch, Wörner & Co. - Stuttgart zugesandt. Damit hoffe ich alles erledigt zu haben.
Mit vielen Dank für Ihre Bemühungen begrüsse ich beide Herren // hochachtungsvoll // Ihr ergebener
N. S. Soeben ist der Inhaber der Fa. Zimmermann – Markneukirchen [Hermann Israel] persönlich hier und wir haben die Saiten direkt bestellt."