NL Rück, I, C-0570b

"Lieber Herr Marx!

Ich danke Ihnen für Ihr freundliches Schreiben vom 2. ds. Mts. und freue mich, wenn wir die Arpeggione [MIR940] bekomme [sic!]. Auch danke ich Ihnen für die Quelle betreff der Blaslöcher. Vom Horn sende ich Ihnen das von mir mitgenommen Stück einliegend zurück und dazu das Stückchen von dem Hornbock, das angeblich dazu gehört, wahrscheinlich aber nicht dazu gehört.

Wenn Sie den Flügel [MIR1115] am kommenden Sonntag in Dresden besichtigen, werden Sie an besten selbst sehen, wie wir ihn historisch genau richten. Wir wollen ihn für Mozart – und Beethoven – Vorführungen benützen.

Sehr dankbar wäre ich Ihnen, wenn Sie mir auf der beiliegenden Fotographie die Inventar-Nummern anbringen möchten, welche die fotographierten Instrumente in dem kleinen Heyer-Katalog haben. Ich habe dummerweise übersehen diese Nummern mir zu notieren. [Wahrscheinlich eines der Fotos, die in Rücks Exemplar von Kinsky 1913 eingeklebt worden sind, heute teil der GNM-Bibliothek, 8° Jl HEY 015/1.]

Da Sie sowieso nach Dresden fahren, bin ich so frei, Ihnen gleich im Päckchen eine Anzahl Teile beizfügen für einen weiteren Hammerflügel aus der Mozartzeit [MIR 1127] - also nicht für den Dulcken- Flügel! - den wir erst vor 8 Tagen in Thiersee bei Kufstein in Oesterreich, erworben haben. Dieser Flügel hat unter dem normalen Bezug noch einen zweiten Bezug mit 54 Saiten, die auf eine Breite von 26 cm untergebracht sind. Die Saiten laufen unten über den zweiten Resonanzboden hinten an der Bass-Saite entlang. Entweder handelt es sich um eine Pedalanlage, oder es handelt sich um Aliquot-Saiten.

Die Stimmwirbellöcher und die Teilung, die Stege und ein Teil der Saiten sind vollkommen erhalten. Mein Bruder [Hans Rück] besichtigte Ende dieser Woche im Mozarteum Carolino Augusteum in Salzburg einen derartigen Pedal-Hammerflügel [Kat.-Nr. 70] aus der Mozartzeit, um zu eruieren, wie dort die Pedalanlage gebaut ist, welche Breite die Tasten und welche Breite die Besaitung einnimmt. Der Salzburger Flügel hat 18 Pedaltasten, dreichörig, hätte also auch 54 Saiten. Vor allem würde es sich darum handeln, ob dort die Saiten 3 chorweise mit Abständen voneinander stehen, oder auch nebeneinander eingeordnet sind. Im letzten Falle wäre unser Flügel ein Pedalflügel und wir müssten das Pedal rekonstruieren, wozu mein Bruder aus Salzburg die Zeichnung mitbringen würde, da mir in keinem deutschen Museum ein derartiger Pedal-Hammerflügel bekannt ist. Zu eben diesem Flügel gehören die beigelegten Teile und die beiden Stimmwirbel. Ich darf Sie wohl bitten, diese Teile Ihrem Herrn Bruder [Bruno Marx] einstweilen zur Verwahrung zu übergeben.

Soeben kam dieser Flügel aus Thiersee an und ich habe konstatiert, dass die untere Besaitung dreichörig war, da die Anhängestifte immer in dreier Reihen nebeneinander stehen. Die Anhängestifte sind noch erhalten, also die ganze Teilung, ebenso Löcher für die Wirbel. Eine Pedalanlage konnte ich bisher nicht finden. Ich habe eben eine Aufnahme des Flügels von unten mit geöffneter Klappe gemacht, die ich Ihnen morgen zur Begutachtung nachsende. Den Flügel sende ich Ihrem Herrn Bruder sowie wir den Deckel dazu gerichtet haben, der leider im Gegensatz zu dem Flügel sehr deformiert ist.

Herzliche Grüsse von // Ihrem".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1933,05,04
Schreibort
Nürnberg
Erwähnte Objekte
Sackpfeife (Bock)
Blasinstrumente
erwähnt als
Reparatur
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Gutachten
Reparatur
Pedalhammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Detailinformation(en)
Provenienz
Pedalhammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Vergleichsobjekt(e)
erwähnte Personen
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Vergleichsobjekt(e)
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Ankauf Musikinstrument(e)
Involviertes Objekt
Pedalhammerflügel
Involvierte Person
Involvierte Institution
Nürnberg
1933,05
Literaturreferenz
Kinsky 1913