NL Rück, I, C-0570b

"Lieber Herr Marx!

In danke Ihnen für die prompte Erledigung meines Briefes. Inzwischen wurde mir auch noch ein Flügel von Graf in München [MIR1119] angeboten. Graf soll der Klaviermacher für Beethoven gewesen sein, denn im Beethoven-Haus zu Bonn steht ein 4-chöriger Graf-Flügel [Mö 2], dessen einzelne Saiten-Chore durch Verschiebung nacheinander eingeschaltet werden konnten. Der Münchener Flügel dürfte aber wahrscheinich kaum diese Vorrichtung besitzen. Er hat 4 Pedale. Ausserdem befindet sich ein wirklich herrlich gearbeiteter Graf-Flügel [MI358], mit Perlmutter-Tasten unten und Schildpatt-Halbtönen oben, im Germanischen Museum als Leihgabe eines Nürnbergers, ebenfalls mit 4 Pedalen. Davon sollen paarweise die beiden mittleren Pedale auf den Moderatorzug wirken, einmal schieben die die Filzstreifen leicht vor und einmal weiter vor. Ob dies Original war, kann ich nicht beurteilen. Vielleicht könnte ich diesen Flügel kaufen, denn er ist nur auf 5 Jahre ans Germanische Museum als Leihgabe gegeben und diese Frist ist bereits seit 5 Jahren abgelaufen. Dieser Flügel hätte noch die Original Lederhämmer. Ich lasse nun durch meinen Bruder [Hans Rück] persönlich in München den Graf-Flügel und den angebotenen Andre Stein-Flügel vergleichen, welcher der bessere ist.

Von Ihrem Angebot, dass gegebenenfalls Ihr Herr Bruder in Dresden die Hämmer neu beledert, mache ich natürlich mit Vergnügen Gebrauch, denn mir ist es viel lieber, wenn wir diese Arbeit in Deutschland machen lassen können, weil diese Transporte nach Wien und zurück immer eine ziemliche Schererei bedeuten.

Die Tasten für den Dulcken-Flügel [MIR1115] sind bereits nach Dresden neu belegt zurückgegangen. Ich erhielt heute von Schäuffele die Rechnung. Die Anbringung der Friese wollen Sie bitte ganz nach Ihrem Belieben angeben. Wenn die Friese am Flügel selbst nachgemalt werden müssen, würde ich sicher in Nürnberg oder in München einen geeigneten Maler finden, der dies machen kann. Ihr Herr Bruder möchte also den Flügel soweit vorbereiten, dass man dann in Nünberg die Friese nachmalt, so wie Sie es vorschlagen. Wegen der Lyra bin ich mir noch nicht klar. Ich möchte gerne darüber mit meinem Bruder sprechen, ob er eine Lyra will oder Delphine. Diese Sache hat ja noch kurze Zeit Zeit.

In der Guitarre [MIR917] gehen wir beide also einig und ich sende Ihnen heute das Instrument nochmals zu mit der freundlichen Bitte, auch die Verzierungen an der Zarge zu ergänzen. Das Instrument ist so schön, dass es diese Arbeit wohl wert ist.

Zum Ausgleich für Ihre Bemühungen finden Sie einliegend Scheck aus Konto 940 der städtischen Sparkasse Nürnberg auf den Beitrag von [R]Mk. 40.-. [Handschr. Ergänzung "798326, 21. Juni 33."]

Ich bin so frei, um das Porto auszunützen, noch beizulegen die Mandoline, grösseres Format, die verschiedenes braucht, was Sie ja selber besser wissen wie ich. Ferner eine Guitarre von [Leerstelle]. Beide Instrumente dürften nicht allzuviel Arbeit machen. [Vgl. Brief vom 24.06.1933.]

Hinsichtlich der dorthanbenden [sic] Laute [MIR905] haben Sie mich recht verstanden. Ich möchte gerne den Hals mit ungelegtem Kragen und aufrechtstehendem Basswirbel-Kasten, gemäss den Mustern Heyer [Leipzig, Museum für Musikinstrumente der Universität, Inv.-Nr.] 494, notfalls 497, oder 492. Ich glaube aber, 404 scheint mir der Beschreibung nach das älteste Original zu sein. Handeln Sie in übrigen hier nach Ihrem fachmännischen Ermessen.

Herrn Dr. [Helmut] Schultz habe ich heute gratuliert. // [Handsch.] freundl. grüßt: Ihr Dr. Rück."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1933,06,20
Schreibort
Nürnberg
Erwähnte Objekte
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Reparatur
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Vergleichsobjekt(e)
Provenienz
Gitarre
Zupfinstrumente
erwähnt als
Reparatur
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Vergleichsobjekt(e)
Laute (Schale mit Ergänzungen)
Zupfinstrumente
erwähnt als
Reparatur
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Vergleichsobjekt(e)
erwähnt im Zusammenhang
Vergleichsobjekt(e)
erwähnt im Zusammenhang
Reparateur(in)
erwähnt im Zusammenhang
Vergleichsobjekt(e)
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Angebot Musikinstrument(e)
Involviertes Objekt
Hammerflügel
Hammerflügel
München
1933,06