NL Rück, I, C-0570b

"Lieber Herr Marx!

Den Knochensattel konnte ich hier nicht bekommen und habe ihn heute in der Knochenmühle Jul. Wilhelm in Oberuhldingen a. Bodensee bestellt. Ob es überhaupt möglich ist, ein solches starkes Stück Knochen zu bekommen, ist sehr fraglich. Unser hiesiger Lieferant kann es nicht liefern, sondern nur Platten in der Ihnen gesandten Dimension.

Das Apfelbaumholz ist bestellt, es wird aber noch einige Zeit dauern. Falls Sie es dringend benötigen, verwenden Sie der Einfachheit halber Apfelbaumholz, das ich Ihrem Bruder [Bruno Marx] sandte. Das Spinett würde ich mir auf jeden Fall erst ansehen, bin mir aber noch nicht klar, wie ich dies bewerkstelligen kann, denn das Instrument steht in Italien. Aber ich werde die Fotografie demnächst im Leipziger Museum mit den Originalen vergleichen. Ich habe vor, wenn nichts dazwischen kommt, zu dem Konzert Ende Februar zu kommen.

Vor wenigen Tagen sandten wir Ihnen in einem Lattengestell 3 Resonanzböden zum Gebrauch für das Institut und für mich. Ausserdem 2 Kisten mit den nachverzeichneten Instrumenten. Sie sollen nicht erschrecken: an all den Instrumenten fehlen überall keine grossen Sachen, sondern entweder einzelne Wirbel, oder die Besaitung, oder sonst kleine Beschädigungen.

Sie finden darin ein Instrument das [K. Ferd.] Heckel in Mannheim repariert hat und es als Schalmei bezeichnet hat. Ich bin der Ansicht, ob das Instrument nicht ein Zink ist. Ferner packte ich diesem Instrument ein Stück eines anderen Blas-Instrumentes bei, zu dem uns die Fortsetzung fehlt und von dem ich annehme, dass es das Stück eines Zinks ist. Wir können in Leipzig über diese Frage sprechen, wenn Sie das Instrument ausgepackt haben.

Aus dem untenstehenden Verzeichnis können Sie ohne weiteres die Verteilung auf die beiden Kisten entnehmen. Die eine Kiste ist gross ich konnte sie nicht kleiner nehmen, weil die Archilaute ziemlich lang ist. Ebenso können wir über die Reparatur einzelner Sachen persönlich uns aussprechen, wenn ich nach Leipzig komme.

Das eine Hackbrett braucht lediglich eine Ergänzung der Rosette und eine neue Besaitung, weil das Messing der verwendeten Saiten viel zu spröd ist und eine Saite nach der anderen von selbst reisst, deshalb ist eine Erneuerung des Saitenbezuges empfehlenswert.

Die Stimmung hat Herr [Otto] Frank seinerzeit angegeben, ich bitte Sie freundlich zu kontrollieren. Das andere Hackbrett ist eine schwierigere Sache, weil die Decke mit Brandmalereien versehen, aber gerissen ist. Hug & Co. in Zürich machen es
bei Geigenrissen so, dass sie den Riss ganz fein durchscheiden und die Decke dann um die Stärke des Risses verschmälern. Ob dieses Verfahren hier möglieh ist, kann ich nicht beurteilen.

Was von den anderen Instrumenten fertig ist, werden Sie vielleicht der Einfachheit halber gleich senden, denn Sie werden nicht zuviel Platz haben, evtl. können Sie von den gesandten 2 Kisten ja die eine unausgepackt stehen lassen bis Sie mit
der anderen Kiste aufgeräumt haben.

Nach Zwebschgenbaumholz habe ich mich auch erkundigt, ich glaube fast, dass man dieses am besten in Markt Neukirchen [recte: Markneukirchen] bekommt.

An Herrn Dr. [Helmut] Schultz schrieb ich wegen der Fotografie mit gleicher Post und lege Durchschlag bei. Ich denke, dass in dieser Form die Sache dann erledigt ist.

Farbmuster in rot und blau bringe ich mit.Vielleicht können wir an Hand derselben gleich die Farben entscheiden.

Ohne mehr wir heute bin ich mit freundlichen Grüssen an Sie // und Ihre Familie // Ihr ergebener

 

1 Durchschlag an Herrn Dr. [Helmut] Schultz.

 

Herrn Otto Marx, Leipzig.

In der langen Kiste W. R. II ist enthalten:

1. Archilaute

2. Alphorn, mit Birkenrinde umwickelt [MIR100]

3. Alphorn, mit Fournier umwickelt [MIR102]

4. Hackbrett, mit brandmalerei, Decke gerissen,

Hackbrett, italienisch, eine Rosette ersetzt, aber nachzu reparieren, und neu zu beziehen

5. Sogenannte Schalmei, ob es aber nicht ein stiller Zink ist? Dazu ein Stück eines Holzblasinstrumentes, dass, wenn es von einem Zink ist, zu ergänzen wäre?

6. Cister, mit Bemalung auf der Decke

7. Guitarre [MIR917], italienisch, Gennaro Fabbricatore. Neapel

8. Dudelsack [Sackpfeife, in weiteren Briefen "Hornbock"]: nachzuprüfen, ob zwischen den Messingteilen nicht ein Stück fehlt, dieses dann ersetzen. Stimmen ersetzen. Spielbar zu machen?

 

In der kleineren Kiste ist enthalten:

9. Thüringer Zister, besser Appenzeller Zister

10. Doppelguitarre, Volksinstrument aus Südtirol

12. Hackbrett, italienisch, Bezug erneuern, Rosette ersetzen durch eine passende

13. Piccolo Geige, Mensur nazuprüfen, ob es nicht 1/4 Geige ist, andernfalls Hals ersetzen?

14. Kleine Mandoline

In einer der beiden Kisten ist noch enthalten:

15. Lyraförmige Hakenharfe [MIR704], beziehen, Haken nachprüfen."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1933,02,14
Schreibort
Nürnberg
Erwähnte Objekte
Spinett
Tasteninstrumente
erwähnt als
Angebotene(s) Musikinstrument(e)
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Lieferant(in)
erwähnt im Zusammenhang
Lieferant(in)
erwähnt im Zusammenhang
Vergleichsobjekt(e)
erwähnt im Zusammenhang
Reparateur(in)
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Reparatur
Holztrompete (Wurzhorn)
Holztrompete (Büchel)
Lyra-Harp
Gitarre
Hackbrett
Laute
Zister
Sackpfeife (Bock)
Doppelgitarre
Violino piccolo
Mandoline
Zister
Involvierte Person
Leipzig
1933,02