NL Rück, I, C-0570b

"Lieber Herr Marx!

Zur Sendung der Viola d'amour [meint Guitare d'amour, Arpeggione, wohl MIR940] noch folgendes: Herr Professor Kühne hat in der Schule für dieses Instrument den beiliegenden Absatz gefunden, wonach später die Bünde glatt-gestellt werden können. Ich kenne mich hier nicht ganz aus, ob die Stelle so zu verstehen ist, dass die Bünde nur in das Griffbrett so eingelassen werden, dass sie eben mit dem Ebenholzgriffbrett sind, oder ob sie so zu verstehen ist, dass ein neues Grifbrett ohne jegliche Bünde darauf kommt. Ein neues Griffbrett könnten wir ja ohne weiteres in Markneukirchen bekommen, natürlich eines ohne Bünde, oder mit einigelegten Bünden nach Muster des alten, denn die Leute machen das dort sicher teilweise maschinell und sehr rasch. Ihre Prüfung des Originals wierd [sic] ja hierin vollkommene Klarheit schaffen. Jedenfalls sind die Bünde, wie Herr Professor Kühne meint, von unserem Instrument zu hoch, um ein virtuoses Spiel ermöglichen zu können. Falls ein neues Griffbrett notwendig ist, wäre es vielleicht gut, wenn Sie die Reinheit der Mensur nachprüfen würden - vorausgesetzt, dass das neue Griffbrett ebene Bünde bekommt. Wenn es überhaupt keine bekommt ist diese Arbeit natürlich unnötig.

Entschuldigen Sie, wenn ich Sie noch mit dieser Geschichte belästige, aber ich wollte Ihnen die Stelle in der Schule von Schuster [1825] doch nicht vorenthalten, denn ich vermute, dass die Schule in Leipzig nicht vorhanden ist, denn sie ist sehr selten.

Gleichzeitig übersende ich Ihnen a conto Ihrer Arbeit einliegend Scheck a/ Städtische Sparkasse Nürnberg in Betrage von

Mk. 100.-. [Handschr.] Cto 940/798317

[Maschinenschr.] Mit freundlichen Grüssen von Haus zu Haus bin ich wie immer // Ihr

 

Soeben erhalte ich je einen Brief von Ihnen und Ihrem Hr. Bruder [Bruno Marx]. Vielen Dank. Steinertkatalog [1893] kann mit nächster Kiste kommen. Stulpen verwenden wir eine von den beiden Mustern meines Klaviers [MIR1166]. Und zwar jenen, der besser passt zu dem Original der Leipziger [Inv.-Nr. 146] Eckbronze, wornach [sic!] man die zwei anderen nachgiessen lässt für das unsrige. Am Münchener Exemplar sind die Fussrollen-Kelche genau wie die an meinem Exemplar, so dass man sie m. E. lassen kann bezw nur reparieren braucht. Dies kann hier billig gemacht werden, denn wir haben eine Rollenfabrik hier für Klavierrollen. Am Münchener Exemplar sind die Eckbronzen wie bereits geschrieben Lyra und Fanfare mit Lorbeer. Die Knöpfe sind mit Unterlagscheiben versehen, die in München noch vorhanden sind, ihren Umriss sieht man noch deutlich bei meinem Exemplar und dieser deckt sich genau mit dem Münchener Umriss. Da diese in Unterlagscheiben in Leipzig auch fehlen, lasse ich von Hr. [Otto] Frank Zeichnung machen von Scheiben und Knöpfen, und sende sie Ihrem Bruder, dann kann man sie in Dresden giessen lassen lassen. Ueber die Pedalanlage sind wir uns ja jetzt klar. Die gebogenen Bronzen an den Ecken haben ein anderes Muster als die Unterlagscheiben auf den Schubladen.

Mit Bestellung Markneukirchen natürlich voll einverstanden! Ich sende Ihnen nächster Tage ein Durchschreibebuch, dann können Sie derartiges immer durchschreiben und brauchen keine Abschrift zu machen. Bequemer!"

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1933,04,01
Schreibort
Nürnberg
Erwähnte Objekte
Tafelklavier
Tasteninstrumente
erwähnt als
Reparatur
Rekonstruktion
Tafelklavier
Tasteninstrumente
erwähnt als
Vergleichsobjekt(e)
Guitare d'amour
erwähnt als
Reparatur
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Vergleichsobjekt(e)
Vorlage(n) Rekonstruktion
erwähnt im Zusammenhang
Vergleichsobjekt(e)
Vorlage(n) Rekonstruktion
Literaturreferenz
Schuster 1825
Steinert 1893