NL Rück, I, C-0570b

"Lieber Herr Marx!

An Ihre Adresse im Heyer - Museum [Grassi Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig] sandte ich gestern als Päckchen die bei mir liegenden Drahtnummern der Wiener Stahldraht-Fabrik Miller. Ich bin wirklich sehr begierig, wie sich dieser Draht bewährt und ob er gegenüber unseren Drähten Vorteile aufweist. Ich füge zu Ihrer gefl. Bedienung Preisliste bei, aus der Sie zu ersehen belieben, dass Miller vier verschiedene Stahldraht-Arten macht. Die Ihnen gesandte Saite ist die letztangeführte Klaviersaite Marke 'Titan'. Die Tabelle ist für Ihren persönlichen Gebrauch bestimmt.

Der Dulcken-Flügel [MIR1115] ist derartig in der Stimmung aus dem Leim gegangen, dass ich es für das Beste halte, denselben, wenn die Heizperiode bei uns vorüber ist, nochmals Ihrem Herrn Bruder [Bruno Marx] zu senden. Ich glaube, dass ich eine Sache bei diesem Flügel nicht beachtet habe, die mit ein Grund für die schlechte Stimmhaltung ist: Der Flügel stand jahrelang in einer Scheune, bat also sicher nicht unbeträchtlich Feuchtigkeit angezogen. Wir sandten den Flügel ab dieser Scheune direkt Ihrem Herrn Bruder und hätten glaube ich statt dessen, den Flügel erst eine Winter-Saison in unsere ständig warmwasser-beheizten Räume nehmen sollen, damit er ganz vollkommen austrocknet. Nun ist die Heizung eine Saison auf den Flügel eingewirkt und die Stimmwirbel gehen teilweise so leicht, dass man sie beim Stimmen mit der Krücke ohne weiteres eindrücken kann. Wir werden den Flügel bis Ende der Heizperiode hier belassen und dann diesen zur Überholung nach Dresden senden. Bei dieser Gelegenheit werden wir auch die Kopf-Belederung durch ein neues etwas strafferes Leder ändern und vielleicht auch versuchen, ob wir den Diskant nicht noch besser herbringen, selbst auf die Gefahr hin, dass wir am Boden eine Änderung machen müssen. Wir denken, Sie sind damit einverstanden. Der Stein-Flügel [Halle, Inv.-Nr. MS-40] ist sehr schön geworden und macht uns ebenso wie der Graf-Flügel [MIR1119] viel Freude.

Nun sandte ich ab Chemnitz Ihrem Herrn Bruder den Gräbner-Flügel [MIR1106] und wäre Ihnen dankbar, wenn Sie hier alles tunliessen, damit das Instrument wieder auf die Höhe kommt. Der Flügel hat einen Hammerkopf ähnlich wie ein Steinflügel und bei der anerkannt guten Gräbner'schen Arbeit wäre vielleicht zu erwarten, dass der Flügel schön wird. Bitte setzen Sie Ihre ganze Kunst in dieses Instrument, denn einen Stein zu erwerben wird uns wohl in absehbarer Zeit nicht möglich sein. Wir möchten den Flügel für Mozart-Vorführungen verwerten.

Den Zwetschgen-Schnaps habe ich bereits bestellt und hoffe, Ihnen noch vor Ostern damit eine kleine Osterfreude bereiten zu können.

Mit herzlichen Grüssen von Haus zu Haus wie immer // Ihr".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1934,03,10
Erwähnte Objekte
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Reparatur
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Reparatur
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Konzert
erwähnte Personen
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Kontaktinstitution
erwähnt im Zusammenhang
Lieferant(in) Zubehör/Baumaterial
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Konservierung Raumklima
Involviertes Objekt
Hammerflügel
Involvierte Person
Involvierte Institution
Nürnberg
1934,03
Typ des Ereignisses
Reparatur
Involviertes Objekt
Hammerflügel
Involvierte Person
Involvierte Institution
Dresden
1934,03