"Sehr geehrter Herr Marx!
Vielen Dank für Ihren freundlichen Brief von gestern und für die in Aussicht gestellte rasche Anfertigung der Vergösserungen, für die ich Ihnen sehr dankbar bin.
Die vorzunehmenden Arbeiten am Gräbner-Flügel [MIR1106] besprechen Sie ja direkt mit Herrn [Franz] Laugwitz, dem ich heute lt. Durchschlag schrieb. Den Dulcken-Flügel [MIR1115] habe ich ihm ebenfalls zugesandt. Offenbar unter dem Einfluss der Warmwasserheizung in unseren Räumen gehen nunmehr die alten Stimmwirbel zu leicht und ich bitte Sie freundlich, den Flügel auch daraufhin noch zu prüfen, um dann direkt bei Zimmermann & Co. die neuen Stimmt-Nägel nach Ihren Angaben direkt zu bestellen. Ob sich bei dieser Gelegenheit nicht gleich eine Herausnahme und Frisch-Berippung des Bodens empfehlen würde? Dies möchte ich Ihrem Ermessen überlassen. Ev. könnte man ja vorher noch das Einsetzen des Druckstabes im Diskant ausprobieren. Den Flügel ist noch mit dem alten hellen Hammerleder beledert, das wir für die späteren Reparaturen ausschieden und durch das gefärbte Leder ersetzen. Da wir nun überdies jetzt schöne Felle aus Eisenberg haben, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie die Belederung prüfen möchten, ob wir sie nicht erneuern. Ich wäre fast dafür, denn der Charakter des Flügels ist meinen Musikhistorikern zu schwammig. Sie möchten gerne einen Ton-Charakter, wie ihn der Dulcken-Flügel vom Museum aufweist. Ihrer bewährten Kunst wird es schon gelingen, hier das Richtige zu treffen.
Den Filz bestelle ich. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir ein richtiggehendes gelbes Farbmuster einsenden würden, wie Sie ihn gefärbt haben wollen. Ich werde gleich mehr von dem Material bestellen und Sie können dann davon auch für das Museum verwenden, wenn dort so etwas gebraucht wird.
Dankbar wäre ich Ihnen, wenn Sie mir mitteilen könnten, wann Sie voraussichtlich in Urlaub gehen und wann ich wohl auf Ihren freundlichen Besuch in Nürnberg, zum Aussuchen unserer Dubletten, rechnen darf. Ich möchte nämlich dann die Dubletten nach Köln anbieten und Herrn Professor [Helmut] Schultz geht ja auch in dieser Beziehung mit uns einig. Da ich nun meinen eigenen Urlaub auch etwas an die Verhältnisse anpassen will, wäre ich Ihnen für eine ungefähre Zeitangabe sehr dankbar. Bis zum Beginn Ihres Urlaubs sehen wir dann auch klar, wie Sie wünschen, dass wir es mit Herrn Laugwitz machen, ob er in Ihrer Urlaubszeit weiterarbeiten kann, oder ob es Ihnen genehmer ist, wenn er auch solange in Urlaub geht. Herr Laugwitz wird auf seine Rechnung als kleine Sommerfrische eine Anzahl Stimmungen in Oberbayern erledigen und kann dann in dieser Zeit in Leipzig pausieren.
Ich erwarte noch die freundliche Rückäusserung Ihren Herrn Bruders [Adolf Marx], was ich für die Hobelbank verlangen soll, da ich dafür einen Interessenten habe. Auch darf ich Sie wohl bitten, mir noch mitzuteilen, was ich für die anderen mir noch übersandten Sachen schulde. Die Abrechnung für den Draht gestaltet sich folgendermassen:
Weicher Stahldraht // 4,7 Kilo,
Harter [Stahldraht] // 10,5 [Kilo]
zusammen // 15,2 Kilo à Mk. 2.60 = // Mk. 39.52
Kupferdraht // 7,5 Kilo à Mk. 1.30 [=] // [Mk] 9.75
// [Summe] Mk.49.27,
die wir Ihrem Bruder, Herrn Adolf Marx, nach Dresden zugehen liessen mit Abrechnung.
Eine Berechnung der Schrauben ist in Arbeit. Für die grossen Plattenschrauben habe ich die Firma Seiler interessiert. Herr Direktor [Anton] Dütz nahm gestern Muster der 3 vorhandenen Gattungen mit. Vielleicht kann ich sie dort unterbringen, andernfalls will ich es noch bei Koch & Engel versuchen.
Ohne mehr für heute mit freundlichen Grüssen // Ihr".