NL Rück, I, C-0570b

"Sehr geehrter Herr Marx!

Herr [Franz] Laugwitz teilte mir mit, dass er glaubt, in dieser Woche noch mit dem Gräbnerflügel [MIR1106] fertig zu werden. Es wird mich sehr interessieren, von Ihnen zu hören, wie er tonlich geworden ist im Vergleich zu dem Steinflügel und dem Mozartflügel im Museum [für Musikinstrumente der Universität Leipzig]. Wäre es nicht empfehlenswert, den Gräbner noch etwa 8 - 10 Tage dort stehen zu lassen zur Beobachtung? Wenn dies aber nicht nötig, kann er hierher abgehen.

Pedalhammerflügel [MIR1127]: dieser stand in einem schlechten Raume. Der Deckel wurde durch uns schon grösstenteils erneuert, da die Besitzerin, eine alte Mesnerin in Tirol, auf dem Deckel ihre Blumen stehen hatte und diese beim Giessen Wasser durchliessen, das durch den zerbrochenen Deckel auf den Resonanzboden lief. Ich möchte schon deshalb vorschlagen, dass wir auch hier den Resonanzboden herausnehmen und frisch berippen. Der Bezug dürfte wohl teilweise noch der alte sein, denn in diesen weltverlassenen Ort kam kaum jemals ein Klaviertechniker hin. Ich dachte, wir machen erst den handbespielten Teil des Flügels halbwegs fertig, um zu hören, wie er klingen wird. Wird der Flügel gut, dann möchte ich die Pedalanlage erneuern. Wird er aber tonlich nicht so wie wir denken, dann möchte ich wegen der Pedalanlage mich erst noch endgiltig [sic] entscheiden, wenn ich ihn selbst gehört habe. Auf den Detail der Pedalanlage steht auch, wie stark der Bezug am Salzburger Original für die Pedalanlage ist. Bekanntlich gehen ja hier die Töne im Bassbezug nicht chromatisch, sondern laufen parallel zum Wellenbrett durcheinander. Eine ganz eigenartige Anlage, wenn man dazu bedenkt, dass der Steg ein gleichlaufende Schweifung aufweist.

Messingsaiten: ich habe nunmehr hierfür einen Lieferanten gefunden der uns die Saiten ganz nach unseren Wünschen zieht, es gibt dort viertl-, halb-, dreiviertel- und ganzhart, also wie man will. Sie erhalten Muster dieser Tage, bitte probieren Sie diese aus, um darnach eventuell nach Ihren Wünschen geänderte Muster anfertigen zu können. Die gesandten Muster sind sog. normale Saitenqualität. Auch Muster dünner Stahlsaiten lege ich bei zum Ausprobieren, ob sie unserem bisherigen Material gegenüber Vorzüge aufweisen.

Moderatorstoff: bestellte ich soeben nach Ihrer Angabe bei Böttcher und lasse ihn nach Muster gelb einfärben.

Mantel: bezahle ich die letzte Rate anfangs August für Sie ein. Gesamt kosten 70,20 schillinge [sic], gleich etwa 34 Mark. Verrechnung nehmen wir persönlich vor, wenn ich das Vergnügen habe, Sie in Nürnberg zu begrüssen. Darf ich nunmehr darauf im August rechnen, und wann, und wie lange?

Es liegt mir natürlich ganz ferne, Ihnen Ihren Urlaub rauben zu wollen. Aber wenn Sie einige Tage für mich abzweigen könnten zum Aussuchen unserer Dubletten wäre ich Ihnen sehr dankbar. Damit möchte ich gerne einen Ausflug in die Fränkische Schweiz verbinden, um Ihnen die Schönheiten unserer Heimat zeigen zu können.

Wie machen wir es dann in Ihren Urlaub mit Hr. [Franz] Laugwitz? Ich weiss nicht, welche Pläne er für diese Zeit hat. Ich erhielt gerade heute eine Anfrage nach einem Stimmer für etwa sieben Stimmungen ins Allgäu, welche Arbeiten die HH. Laugwitz [Franz Laugwitz und sein Sohn] voriges Jahr für sich erledigten. Ich kann es vom Geschäfte aus nicht erledigen, da es sonst zu teuer wird. Hr. L. junior sprach schon davon, dass es sein Vater in seiner Freizeit erledigen könnte.

Fotografien: von Hr. Professor Sch. [Helmut Schultz] erhielt ich die bestellten Fotos 12 Stück bisher nicht. Vielleicht würden Sie sanft monieren, damit die Bilder nicht über die Ferien liegen bleiben.

Grammophonaufnahmen: Hr. Prof. Sprach [sic] davon, dass er je eine Platte machen lassen wollte vom Automatenspinett [MIR1223] und von dem Christophoriflügel. Wurde dies schon gemacht? Ich frage ds. Tage einmal an, denn ich möchte zu gerne eine Aufnahme von beiden hier für Besuche musikwissenschaftl. Art haben.

Klavier Bruno Marx: Die Firma Koch und Engel, welche das Instrument fertig machte, schreibt mir laut Beilage, der bezogene Rasten hätte einen Wert von 150 Mark. Bitte teilen Sie mir mit, ob die Erben damit einig gehen, damit ich dann den vereinbarten Betrag senden kann. Und wem soll er gesandt werden?

Hobelbank: ich könnte sie für 20 Mark verkaufen, soll ich sie abgeben oder warten, bis ich jemand finde, der 25 M bezahlt?

Dünne Saiten: ich schlage vor, den Mehrpreis für die dünnen Nummern auszugleichen durch die von mir irrtümlich mitbezahlten schwachen weichen Saiten. Sind Sie damit einverstanden? Wir wünschen, dass die Erben nicht zu kurz kommen.

Werkzeug, Schraubzwingen etc.: hierüber bitte ich Sie auch noch um Angabe, dessen, was ich für die Hobel, Schraubzwingen etc. Ihnen noch schulde, damit ich ausgleichen kann.

Schrauben: habe ich total vergessen, sie berechnen zu lassen. Ich hole dies nach und berichte wieder. Die grossen Schrauben für Eisenplatten kann Seiler, Liegnitz leider samt und sonders nicht verwenden, passen nicht für sein Modell. Es wird sehr schwer sein, hierfür etwas bekommen zu können, denn sie müssten gerade für das Modell des Betr. passen. Auch die Berechnung der Bohrmaschine ist noch offen. Für die leere alte Pianokiste erlöste ich Mark 5.-- Folgen bei Pianoabrechnung. Damit dürfte wieder einmal alles erledigt sein.

Bleibt mir noch übrig, Sie herzlichst noch um folgendes zu bitten: wir haben vier Giraffenflügel [Halle, Inv.-Nr. MS-56 und MIR1185, Rest nicht ermittelbar] hier, die samt und sonders schlecht oder gar nicht repariert sind. Möchten Sie nicht Laugwitz ein Praktikum erteilen, wie sie einzuregulieren sind. Sie schrieben darüber schon einmal, aber meine Techniker kommen nicht zu dieser Arbeit und so möchte ich diese Arbeit Laugwitz machen lassen. Der eine hat Fagott, Chinellen, Lautenzug, der ander Moderator mit Verschiebung, also sind praktis[ch] alle Züge, die inbetracht kommen vorhanden. Bitte instruieren Sie ihn. Eventuell wenn beide Herren gemeinsam in Urlaub fahren, könnte er hier unter Ihrer Aufsicht das notwendige gelehrt bekommen am Objekt.

Für heute Schluss und herzliche Grüsse und ein kräftiges // Heil Hitler // von Ihrem ergebenen".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1934,07,18
Erwähnte Objekte
Pedalhammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Detailinformation(en)
Automatenoktavvirginal
Tasteninstrumente
erwähnt als
Tonaufnahme
erwähnt als
Verkauf
Giraffenflügel mit Äoline
Tasteninstrumente
erwähnt als
Reparatur
Giraffenflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Reparatur
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Vergleichsobjekt(e)
Tonaufnahme
erwähnt im Zusammenhang
Ankauf Musikinstrument(e)
erwähnt im Zusammenhang
Kontaktinstitution
erwähnt im Zusammenhang
Verkauf
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Reparatur
Involviertes Objekt
Hammerflügel
Pedalhammerflügel
Involvierte Person
Leipzig
1934,07
Typ des Ereignisses
Verkauf Zubehör/Baumaterial
Ankauf Zubehör/Baumaterial
Dresden
Nürnberg
1934,07