"Lieben Herr Marx!

Ich danke Ihnen fur Ihren freundlichen Brief vom 3. u. 6. ds. Mts. Ich habe den Messingdraht bestellt, der bis zu Ihrer Rückkunft sicher im Institut sein wird.

Sie waren so liebenswürdig, mir Ihre Hierherkunft für Ende des Monats in Aussicht zu stellen. Nun kann ich aber heute unmöglich schon sagen, ob ich um diese Zeit noch hier bin. Ich hatte eigentlich vor, am 15. August in Urlaub zu gehen bis Anfang Oktober. Ich möchte Sie nun heute bitten, mir freundlich mitteilen zu wollen, wann Sie frühestens hier sein könnten, dann will ich Ihnen umgehend mitteilen, ob ich um diese Zeit noch hier bin, denn wenn ich nicht mehr hier sein kann, werden Sie allein mit dem Aussuchen der Dubletten zuviel Arbeit haben. Mein Haus stünde Ihnen selbstverständlich ohne weiteres offen.

Die Sache hat nämlich noch mehrere Hacken: Einmal muss ich wahrscheinlich noch nach Leipzig zu Blüthner fahren, wegen wichtiger geschäftlicher Besprechungen, (nicht etwa wegen der historischen Instrumente!) sondern betreff Alleinvertretung für Nürnberg. Zum zweiten haben wir schon vor mehreren Monaten uns in Salzburg für die beiden Konzerte von Toscanini am 23. u. 30. August ds. Js. die Karten bestellt, sodass ich, wenn Sie beispielsweise zwischen dem 24. und 28. August kämen, eigens von Salzburg nach Nürnberg fahren müsste. Zum dritten kommt eine Verpflichtung hinzu, die ich noch bei Professor [Gustav] Becking in Prag wegen eines Besuches einzulösen habe, sodass mir die Zeit sehr knapp wird. Wenn ich nun weiss, wann Sie frühestens kommen könnten, kann ich sofort beurteilen, ob es mir möglich ist, noch hier zu sein, oder ob wir besser ihren freundlichen Besuch in Nürnberg doch für später verschieben. Dies täte mir ja an und für sich sehr leid, aber wenn es nicht anders zu machen ist, müsste ich Sie darum bitten.

Für Ihren Aufenthalt an der See wünsche ich Ihnen herzlich viel Vergnügen, gute Erholung und gutes Wetter, damit Sie den Wettermantel Ihres 'Bankier' nicht benützen brauchen. Im übrigen stehe ich bei Ihnen in Schulden, nicht Sie bei mir.

Bitte teilen Sie mir auch mit, wann Ihr Herr Bruder [Adolf Marx] wieder in Dresden ist, damit wir die fällige Geldsendung an ihn absenden können.

Das schwefelgelbe Moderatortuch ist jetzt eingetroffen, ebenso hat Geyer - Eisenberg ein weiteres Fell an Sie nach Leipzig gesandt, das fester und straffer ist und vielleicht, falls die Imprägnierungsversuche nicht befriedigend ausfielen, den Ton entsprechend klarer wiedergibt. Das Tuch muss 1 Tag nach Ihrer Abreise angekommen sein und ich habe Herrn [Franz] Laugwitz deshalb veranlasst, er möge sich die Sendung bei Ihnen abholen und - immer vorausgesetzt, dass die Imprägnierungsversuche nicht so ausfielen, wie Sie es wünschen - damit sie versuchsweise einige Töne ausprobieren.

Ohne mehr für heute bin ich mit herzlichen Grüssen an Sie und die Familie wie immer // Ihr ergebener".