NL Rück, I, C-0570j

"Lieber Herr Marx!

Besten Dank für Ihre Zeilen. Ihren Brief, an Herrn Dr. Rück gerichtet, gab ich diesem nach Wien I, Hotel Siller Schwedenplatz 4, weiter, wo sich Herr Dr. Rück mit Frl. Luise seit 25. Jan. aufhält.

Weiteres werden Sie wahrscheinlich aus Wien hören, denn ich musste in Ihrer Steuersache alle Akten nach Wien schicken. Wenn Sie bis 28.d.M. nicht fertig werden mit der Einkommenssteuererklärung, dann gehen Sie doch bitte zum Finanzamt, man möge Ihnen noch 10-14 Tage Frist gewähren. Diesem Wunsch wird sicherlich entsprochen werden, wenn Sie sagen, dass Sie noch einige Unterlagen von uns erwarten, aber der Chef, der die Sache stets behandelte, krank sei.

Schuster-Markneukirchen berechnete mir die Ihnen gesandten Sachen. Anliegend die Original-Rechnungen, de[nn] Sie haben einigen in Ihrer Aufstellung nicht vermerkt.

Heute ging das Eilgut in Kiste W.R.182 franko durch uns selbst aufgegeben an Sie ab:

der grosse Baryton und die Zister

samt den Ebenholzfurnieren.

Ich wünsche guten Empfang und hoffe vor allem, dass die Sendung nicht sehr lange unterwegs sein wird. Wir hatten Glück, die Kiste überhaupt beim Eilgut anzubringen
doch in Zukunft verlangt man von uns für ev. Bahnaufg[abe] Genehmigung durch den Reichsbahnpräsident, die wir höchstwahrscheinlich nicht durchsetzen werden, da nicht kri[egs-] und lebenswichtig.

Erst sollte ich Ihnen das Clavichord der Reichshochschule oder das Spinett gleichen Instituts per Bahnexpress schicken. Aber wir hatten keine Kiste. Expresssendungen
dürfen ja nur bis zu 50 kg brutto wiegen. Ich lasse [noch] das Clavichord oder das Spinettchen in den nöchsten Tagen in eine schon bestellte Kiste leichter Art verpacken und per Bahnexpress abschicken, denn wer weiss, wie lange überhaupt noch unsere Instrumente von der Bahn angenommen werden, d.h. auch beim Express. Was heute in Deutschland mangelt, sind ja in erster Linie die Waggons als Beförderungsmittel und die Arbeitskräfte. Daher überall enorme Schwierigkeiten in den Privatbetrieben.

Oder soll man das Spinettchen oder Clavichord noch etwas hier zurückhalten wegen ev. Platzmangels in Leipzig? Aber heute bei den kolossalen Transportschwierigkeiten wäre es richtig, den Versand bei erster Gelegenheit vorzunehmen. Geben Sie mir bitte doch umgehend Bescheid.

Soweit geht es uns gut, wir haben enorm viel Arbeit vor allem Konzerte. Aber unsere Flügel werden dadurch nicht besser.

Ogouse in Wien ist bezüglich seiner Rückzahlungen nicht zuverlässig, ich habe Herrn Doktor dringend geraten, vorerst am Erard-Flügel gar nichts mehr zu unternehmen um die kostbare Zeit der Techniker nicht unnütz zu verlieren, denn der gute Mann soll mal zuerst einen Vertrag einlösen, nachdem er längst kassierte. Sonst haben wir doppelt das Nachsehen und dies können wir uns im Jahre 1942 nicht mehr leisten.

Wie geht es Ihnen gesundheitlich? Nürnberg ist vorerst noch bombensicher, hoffentlich bleibts dabei bis Kriegsende.

Guten Sonntag wünschend grüsst Sie herzlichst // Ihr

 

2 Rechnungen gegen prompte Rückgabe

1 Freikuvert".

Absender/Urheber Person
Absender/Urheber Institution
Empfänger Person
Datum
1942,02,21
Schreibort
Nürnberg