NL Rück, I, C-0570j

Sehr geehrter Herr Doktor!

Vielen Dank für Ihren werten Brief vom 30.11.

Der Eisendraht ist inzwischen angekommen, es sind 600 gr. Betreffs des Drapstoffes hatte ich den 1 mm schwachen für Moderatorstreifen zum Einfärben gedacht, es wird da eber ein Stück oder auch doppelt die Breite eines Hammerflügels genügen. Den übrigen und den stärkeren können wir weiß gebrauchen[.]

Zu der Spinett- u. Clavichordfrage werde ich mich nun mit dem Zeichen beginnen.

Daß H. Braun auch so schwer betroffen wurde tut mir recht herzlich leid und wünsche ihm Kraft und Mut auch das zu überwinden. Und nun sind auch wir mit einem Terrorangriff heimgesucht worden. Heute früh 1/4 vor 4 ging es los, zum Glück bin ich verschont geblieben, gerade vor meinem Haus sind 2 Brandbomben wieder haben aber nichts gemacht. Aber sonst sieht es sehr schlimm aus. Hoffen wir, daß wir auch weiterhin heil ausgehen.

Mit herzlichsten Grüßen // Ihr sehr ergebener // Otto Marx

 

Da doch die Post steckt, habe ich den Brief nochmal geöffnet. Am Samstag mittag bin ich zur Stadt, wollte auch mal nach Zacharias sehen, war aber unmöglich dahin zu kommen, unmittelbar vor mir stürzte eine 4 stöckige Hausfront auf die Straße alles nur Ruinen. Bis Augustusplatz kam ich dann war ich froh als ich wieder daheim. Vor Feuer und Rauch brachte ich nicht mehr die Augen auf. Auf meinem ganzen Weg rechts und links alles Trümmer[.] Die großen Hotels, die Adea, die Hauptpost, Kaffe Felsche - Corso u.a. Das ist was ich sah. So sieht aber außer dem Westen fast die ganze Stadt aus. Die Messehallen sind nicht mehr. Man hält es immer noch nicht für möglich. Es war eine Höllenstunde.

Bei Zacharias war ich g[leich] nach Empfang Ihres Briefes wegen [der] Kiste, ist aber noch nicht gekommen, hoffentlich lebt sie noch."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1943,12,04
Schreibort
Leipzig