NL Rück, I, C-0570j

"Sehr geehrter Herr Doktor!

Da doch jetzt die Postsendung[en] unbestimmte Zeit brauchen so will ich schon heute, da ich mich Ihres 60ten erinnere, meine herzlichsten Wünsche für Gesundheit und Wohlergehen bringen. Es freut mich, daß Sie sich auf den schweren Schicksalsschlag soweit wieder gefaßt haben und hoffen wir, daß Sie von derartigen Unheil ferner verschont bleiben.

Beim Prof. [Helmut Schultz] war ich am Samstag und hatte riesiges Glück da das sein erster Urlaubstag war, denn Sie werden staunen, er ist jetzt Soldat (einfacher Schütze) in Glauchau zur Ausbildung. Aber von den Bildern desp. Aufnahmen ist ihm nichts bekannt solche bekommen zu haben auch seine rechte Hand sagte das wüßte er bestimmt. Da werden wir wohl  einstens wieder frisch an die Arbeit gehen können. Auch mit dem Einstellen von Instrumenten ist es wohl auch nichts, denn Hammer sagte mir, daß sie alles aus dem Luftschutzkeller restlos nach auswärts gebracht haben. Der obere Saal ist bis auf die 2 Orgeln ganz leer. Ich denke die fertigen Instr. einzupacken und dann in meinem Schlafzimmer stehen zu lassen, dann kann ich wieder im Keller von Zacharias eine Kiste unterbringen.

Soeben erhalte ich Ihre werte Karte und Brief, gestern den vom 9. Das sind ja Uberraschungen und danke Ihnen schon im Voraus. Vollmilch eine Rarität und werde schon für sorgen, daß sie nicht verfallen und wie die Äpfelzuteilung aussieht wissen Sie wohl auch: und so freue ich mich schon auf die Sendung.

Mit dem Famulus Negative zu machen würden positive Nefative da müßte man schön. die Bilder regelrecht fotografieren.

Vor ein paar Wochen hatten wir auch einen Fliegerangriff, jedenfalls nur ein abgetriebener. Die Zerstörungen an Postverladebahnhof lassen wohl auf eine Luftmine schließen dann gab es noch ein paar Brände, sonst haben wir aber bisher Ruhe.

Ernstle [Friedrich Ernst] ist jetzt sehr tüchtig, er kennt sofort bei jedem Streichinstrument was neu ist, jeden neuen Hals und sagt mir auch, daß er noch nie seinen Namen in ein Instr. geschrieben hat, ich glaube daß er überhaupt noch nie in die Verlegenheit gekommen ist und wohl auch nicht kommen wird.

Was sagen Sie dazu, daß die Leipziger viele Cembalo zur Sicherheit zu [unleserl.] gebracht haben?

Ich erlaube mir eine ganzen Pack Rechnungen beizulegen hoffentlich erschrecken Sie nicht. Wird die Anschrift so recht sein. Ich habe jetzt bei dem verlockenden Wetter so viel gebummelt und weis noch nicht wie nun die Arbeit wieder schmecken wird.

Doch für heute Schluß.

Mit herzlichsten Grüßen auch Frl. Luise // Ihr sehr ergebener // Otto Marx

 

Ich schrieb Ihnen seinerzeit, das am 29. April ein Hackbrett mit 28.- bezahlt dieserhalb nich in der Rechnung angeführt wurde dieses ist erst später mit den anderen 10 Instr. geliefert worden dafür ist 1 Hackbrett mit 2 bronzierten Rosetten in Stäben u. Stegen, und die Zither für Prof. Steglich, ersteres m. 23 M letzteres m. 8.- M früher geliefert (im April) und so viel mir erinnerlich noch nicht verrechnet

Die Holzmaße für Stoß u. Schwerdladen ist:

1 x Buche 60 cm lang 8 cm breit 2 cm dick

2 x [Buche] 60 [cm lang] 8 [cm breit] 2,5 [cm dick]

3 x [Buche] 40 [cm lang] 9 [cm breit] 3,5 [cm dick]

1 x [Buche] 60 [cm lang] 7 [cm breit] 2 [cm dick]".

 

Ergänzung maschinenschr. "bestellt bei Seiler 26.10.43".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1943,10,12
Schreibort
Leipzig