NL Rück, I, C-0570j

"Lieber Herr Marx!

Ich sende Ihnen anliegend einstweilen den Frachtbrief für die Nonnengeige. Wenn dieselbe einmal fertig ist, benützen Sie bitte diesen Frachtbrief und übergeben Sie die Kiste dem Spediteur. Ich lasse den Frachtbrief heute schon herausschreiben, damit Sie seinerzeit den Frachtbrief zur Hand haben.

Ferner lege ich bei blaues Papier zur Anfertigung der Ausklebung für eine in den Sendungen kommende Mandoline, sowie weisses, ebenfalls altes Papier für den Fächer. Sollte dieses nicht entsprechen, so suchen wir bei Ihrem nächsten Hiersein entsprechendes altes Papier aus.

Mit gleicher Post sende ich Ihnen heute 1 Fell gelbes Schnabelleder, das mir Schlessiger sandte. Ich will davon die Hälfte für uns behalten und die Hälfte an das Kunsthistorische Museum Wien zur Restaurierung historischer Flügel abgeben. Bitte teilen Sie das Fell so, wie es am besten ist und haben Sie die Güte, die Hälfte unter Verwendung beiliegender Adresse nach Wien zu senden.

Das andere halbe Fell behalten Sie am besten bei Ihrem Vorrat in Leipzig. Schnabelleder ist nämlich sehr schwer zu bekommen.

Soeben traf Ihr Brief wegen der Clavichordfüsse ein. Das Clavichord soll die Füsse wieder bekommen, diese lasse ich Ihnen Anfang kommender Woche mit näheren Daten zugehen, auch Gewinde dazu, da das Instrument wieder auf die Füsse gestellt werden soll. Ich komme also darauf in meinem nächsten Brief noch zurück.

Flicken Sie bitte die 4 grossen Löcher der Deckleiste aus und halten Sie dann die Deckleiste mit Öse und Haken in üblicher Weise fest. Ich vermute, dass das Instrument von dem Orgelbauer in Fügen im Zillertal stammt. Dieser hat ja verschiedene Clavichorde im Zillertal vom Stapel gelassen, eines hat Halle bekommen, eines haben wir hier und dieses dürfte das dritte sein. Hauptsache wäre, dass es tonlich nicht schlecht wird.

Ich sende Ihnen also Anfang kommender Woche die Füsse und die Gewinde zu. Sie können dann die Füsse mit den Gewinden und Klötzen selbst befestigen. Das Instrument geht dann nach Fertigstellung an Herrn Max Gehmacher lt. beiliegendem
Frachtbrief.

Es wäre nun noch notwendig, dass zu dem Instrument ein passender Stimmschlüssal gemacht wird, weil dann ev. Gehmacher das Instrument durch einen dortigen Techniker stimmen lassen kann.

Ferner wäre notwendig, da es sich um ein gebundenes Clavichord handelt, eine kurze Anleitung, wie es zu stimmen ist. Sie entsinnen sich ja, dass mein Techniker Rückert zuerst ratlos war, bis er nach stundenlanger zweckloser Arbeit von mir aufgeklärt wurde, dass ein gebundenes Clavichord nicht gestimmt werden kann wie ein modernes Piano! So dürfte eine Anleitung zu dem Instrument sehr empfehlenswert sein.

Wenn ein Stimmschlüssel hier gemacht werden muss, bitte ich um einen Musterwirbel, damit ihn Braun danach machen kann.

Mit herzlichen Grüssen // Ihr

Anlagen.

NB. Haben Sie denn wirklich keine Kurkarte bekommen in Gastein bei der Anmeldung? Sie hat einen blauen Rand und es steht darauf gedruckt: Wert RM 33.--. Bitte schreiben Sie mir darüber."

 

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1942,09,04
Schreibort
Nürnberg