"Sehr geehrter Herr Doktor!

Ihre werten Briefe vom 18. u 24. ds habe ich erhalten wofür ich bestens dank, ganz besonders aber für die Marken. Nun möchte ich aber nicht, daß Sie sich die Marken absparen um mir zu schicken, denn heute sind wir doch so gestellt, daß niemand etwas zum abgeben hat. Also nochmal herzlichsten Dank.

Weihnacht ist nun so vergangen wie jeder andere Tag, bei Kerzenschimmer, aber jetzt haben wir uns von einem anderen Haus welches Wechselstrom hat eine Leitung gelegt, so haben wir doch wieder Licht. Aber Gleichstrom, wer weiß wann der wieder kommt desgleichen Gas u. Tram. Es giebt ja keine Häuser mehr um die Leitungsdrähte zu spannen.

Heute bin ich bei Blüthner vorüber leider stimmt es, gänzlich zerstört, es stehen noch 2 Vorderhäuser am hinteren Eingang und das ist alles. Sie können sich nicht vorstellen wie es hier aussieht. Wir halten bisher ziemlich Ruhe, gestern abend 1/2 8 war Alarm und ist fest geschossen worden aber kein Bombenwurf.

Wegen den Eisendraht für die Führungsstifte schrieb ich Ihnen in einem Briefe, daß ich 600 gr. erhalten habe, da ist wohl der Brief nicht angekommen? Auch ich bin schon mit dem Gedanken umgegangen, ob ich Ihnen doch lieber das Clavichord senden soll, aber schließlich giebt man es auf und [es] geht da in die Brüche. Hier sind auch die ganzen Verladespeicher zerstört und ausgebrannt. Wenn es gut geht gedenke ich noch im Januar das Spinett abzuschicken, hoffentlich wird es auch befördert.

Mit herzlichsten Grüßen // Ihr sehr ergebener // Otto Marx".