NL Rück, I, C-0570j

"Lieber Herr Marx! haben Sie vielen lieben Dank für Ihren Brief, der mich hier erreicht. Ich habe bereits aus Nbg Ihren Akt angefordert, er wird in ein paar Tagen hier sein, dann werde ich Ihnen die gewünschten Angaben machen. So dass Sie sie noch rechtzeitig vor dem 28ten in Händen haben.

Schuster schrieb mir, dass ihm die Poschettensaiten niemand mache, ich erwiderte, er soll dünne Violinsaiten dafür Ihnen senden, was wohl inzwischen gemacht wurde.

Die Zeichnung für den Poschettenfächer bestellte ich bei Hartmann bereits Mitte Dezember und monierte nochmals vor einigen Tagen dringend. Ich denke, dass er die Skizze in den nächsten Tagen senden wird.

Sie schreiben, Sie haben aufgearbeitet. Da waren Sie aber sehr fleissig. Bitte senden Sie mir Nota hierher, und zwar erst im Konzept, damit ich aussortiere, was Geschäft und was privat ist und Sie dann die Rechnungen rein schreiben können. Ich bin diese und nächste Woche noch hier bis Anf. übernächster Woche.

Da Sie nichts mehr zum Arbeiten haben, wies ich Nürnberg an, Ihnen eine leichte Kiste als Expressgut zu senden: entweder ist das Salzburger Clavichord, oder die Nonnengeige, Wappengitarre mit Ebenholzboden und Barytoncopie, was eben unter 50 Kilo wiegt, da Expressgut nicht mehr zur Zeit wiegen darf. Das Clavichord bekommt ja einen neuen Boden. Nachdem der alte durch den bürgerlichen Büchsenmacher verzapft wurde, kann ihn das Salzburger Museum - oder Stadtarchiv aufbewahren! Die Rücksendung der fertigen Sachen nehmen Sie am besten über Schenker & Co. vor, entweder Sammelladung wenns geht, oder Eilgut, falls Frachtgut gesperrt ist. Liegt Ihnen aber nicht daran, die Kiste rasch weg zu bringen, so können Sie sie stehen lassen. Da ich aber vermute, dass die Frachtsperre den ganzen Winter über für Frachtgut andauert, wirds am besten sein, Sie besprechen das mit Schenker persönlich. Deklarieren Sie den Inhalt als Musikinstrumente für Konzertgebrauch.

Hier bin ich wieder beim Massieren, das mir gut tut. Ich kam vor 3 Wochen hier an. Uebrigens soll am 28ten das Mozart-Clavichord die Reise nach Nürnberg antreten! So hoffe ich, dass ich bald wieder das Vergnügen haben werde, Sie daheim als meinen Gast haben zu dürfen. Haid ist noch bis 31.3. uk gestellt, wollen wir sehen, ob ich ihn evtl. nochmals behalten kann, meinem Gesundheitszustand täte es gut und der Konzerttätigkeit ebenso, ich habe mich nach ärztl. Aussage in den letzten Monaten zu stark überarbeitet.

Was macht das Leipziger Bier? Hier ists auch dünner geworden. Einige Virginias habe ich für Sie gehamstert! Indessen von mir und Frl. Luise allerherzlichste Grüsse! // Wie immer Ihr".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1942,02,19
Schreibort
Wien