"Mein lieber Herr Marx!
Leider kommen derzt. von Leipzig keine Nachrichten durch und so bin ich immer in Sorge, wie es Ihren und Familie gesundheitlich ergehnt. Bitte berichten Sie nach Tunlichkeit recht bald, und so Gott will Günstiges. Sollten Sie kein Heim mehr haben, so steht Ihnen mein Fremdenzimmer sofort zur Verfügung. Nur bäte ich dann um vorherige Verständigung, damit es gerichtet werden könnte. Natürlich könnten Sie dann bleiben, solange Sie wollten. Allerdings erscheint mir Nbg auch nicht gerade als idealer Aufenthalt, aber es wäre immer besser, als notfalls bei fremden Leuten Unterkunft finden zu müssen. Zweck dieser Zeilen ist also der, Sie wissen zu lassen, dass Sie bei mir bleiben können, wenn Not am Mann geht.
Ich bin bis gegen den 22ten in Nürnberg, dann fahre ich bis über Neujahr nach Mayrhofen im Zillertal, Gasthof alte Post. Im übrigen habe ich Käser instruiert, falls Sie in meiner Abwesenheit kommen möchten, der ja auch die Schlüssel zum Hause hat. Das zwar nicht in allen Teilen so wohnlich wieder und schön ist, wie früher, das aber doch ein schützend Dach bieten kann. Hoffen wir zu Gott, dass mir dies erhalten bleibe!
Ich möchte Ihnen ein Weihnachtspaketchen senden, aber vorerst werden nach Leipzig noch keine Pakete angenommen. Wenn aber offen, dann gehts ab an Sie, sobald ich auch ihre Nachricht habe, dass die alte Wohnung stimmt oder - hoffentlich nicht nötig - welche neue Adresse.
Die Instrumentenkisten kamen gut an, alles wieder mit der altgewohnten Meisterschaft gemacht, tausend Dank - und bitte die Rechnung. Inzwischen
grüsse ich Sie in alter Treue herzlichst, Frl. Luise anschliessend, als // Ihr".