NL Rück, I, C-0570j

"Sehr geehrter Herr Doktor!

Soeben Ihren werten Brief erhalten. Den blanken Wirbel sende ich Ihnen als Muster für den Stimmhammer wie verabredet zum Eiche Clavichord.

Für den Steinflügel sind meiner Meinung auch diese recht, denn die orginale waren wohl noch schwächer. Aber nicht zuspitzen sondern gleichstark lassen. Gewinde feile selbst an. – Das Eiche Clavichord ist fertig und harrt der Füße. – Das Hammerklavier welches ich hier habe ist: Klinkerfuß N. 25. – Jetzt habe ich das Spinett in Arbeit, ich halte die Inschrift am Dockenrechen: Bruneti Veronensis MDLXIIII wohl für die zuständige, die Zierleiste mit Floriani ist nicht zugehörig. Bei diesem ist die Klaviatur so schlecht, daß damit nichts anzufangen ist und möchte Sie bitten mir dafür Holz zu schicken. Aber Fichte keine Tanne. [Skizze, Maße "41 cm // 65 cm // 22 cm"] 12 mm stark, verleimen kann ich mir es selbst, die Jahre müssen flach liegen, also das Gegenteil von Spiegelholz.

Beim Stimmen des Clavichord haben 6 Chore von den gesponnen Saiten die Spannung nicht ausgehalten und habe dafür Messingsaiten aufgezogen, die letzten 6 Chore sind geblieben. Schuld, jedenfalls die lange Mensur.

Von Zacharias bekam ich eine Karte, ich solle für Sie weißen Molton aussuchen. Soll ich da nehmen soviel ich bekommen kann, d.h. wenn er brauchbar ist.

Das Gebäck und auch Birnen u. Äpfel sind sehr gut und ergötze mich daran täglich.

Ich glaubte Sie schon längst in Wien, aber das Novemberwetter ist auch nicht verlockend zum Reisen.

Mit herzlichen Grüßen // Ihr sehr ergebener // Otto Marx."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1942,11,17
Schreibort
Leipzig