NL Rück, I, C-0570j

"Lieber Herr Marx!

Ich danke Ihnen für Ihren Brief, auf den ich schon lange mit Schmerzen gewartet habe. Ich hatte schon befürchtet, dass Sie unwohl gewesen wären. Umsomehr freute ich mich, Ihrem Schreiben entnehmen zu dürfen, dass Sie wohlauf sind. Ich habe also im März das Vergnügen, Sie bei mir wieder zu sehen und ich freue mich schon sehr darauf.

Die hintere Werkstatt ist jetzt gut geheizt, da Herr Braun in den Gasofen neue Brenner hineingemacht hat, sodass es jetzt schön warm hinten wäre. Auch Frl. Luise ist gerüstet.

Ihre Steuer mache ich Ihnen gerne heraus. Überdies ist die Frist bis Ende März verlängert worden. Nicht ganz klar ist mir aber, was Sie mit dem letzten Clavichord für das neue Jahr meinen: wenn es sich um die Rechnung (beiliegend) handelt, was ich vermute, also über den Posten vom 27.11.42, so geht die Sache ja vollkommen in Ordnung: Sie versteuern ja Ihren Umsatz nach eingehenden Zahlungen und die Zahlung für dieses Clavichord konnte ja nicht im alten Jahr erfolgen, nachdem die Rechnung vom 23.1. stammt. Bitte prüfen Sie den Sachverhalt nach und reichen Sie mir dann die Rechnung wieder zurück.

Ich freue mich sehr, dass das Spinett fertig ist, ich werde es gleich in der Auslage ausstellen. Wenn Sie keine geeignete Kiste haben, sende ich Ihnen eine und bitte dann um die Lichtmasse.

Die Schätzung von Herrn Prof. erhielt ich mit bestem Danke für Ihre Bemühungen. Es war mir eine grosse Gefälligkeit.

Wir reparierten doch seinerzeit durch Glocks Heiner und Käser den Schmid-Flügel-Salzburg mit einem neuen Boden: Seitdem ruhte der Flügel und war ganz brav. Wie ich gestern in Hersbruck in das Depot auf den Boden kam, konstatierte ich, dass der Boden Feuchtigkeit angezogen wellig verzogen und gerissen ist: Eine schöne Bescherung.

Nun noch eine Frage wegen des Steinflügels, den Sie bei Ihrem letzten Hiersein fertig restaurierten, der die 3 Pedale hat: Dieser Flügel hält Stimmung, einen schwachen halben Ton unter normal "A",aber nicht
auf normal "A" und der Resonanzboden hat vom Diskant gegen das Mittelfeld zu 5 Risse bekommen. Auch scheint es uns beinahe so, als ob sich der Anhang um etwa 1 mm nach vor gezogen hätte. Ursprünglich hielt der Flügel auf normal "A" als Sie da waren. Kann man dem Übel steuern, wenn man vorsichtshalber den Anhang verdübeln würde? Und kann dies Käser machen oder ist es, was ich vermute, besser zu warten, bis Sie kommen?

Mit herzlichen Grüssen wie immer // Ihr".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1943,01,30
Schreibort
Nürnberg