NL Rück, I, C-0570j

"Lieber Herr Marx! Freundlichen Dank für Ihre beiden Briefe. Hier war bisher schönes Wetter, seit heute Nacht kam aber auf die Berge bis 1600 Meter herab Schnee und heute ist Nebel und sehr kühl: die Tage heben zu herbsten an. Ich freue mich, dass Sie bisher - unberufen - von Fliegern verschont geblieben sind. Hoffen wir für uns alle auch weiterhin das beste! Nun zu Ihren Fragen:

1. Nonnengeige: Kisteninhalt RHSch war natürlich ein Diktatfehler, der mir in der Hitze des Gefechtes unterkam. Bitte machen Sie von der Nonnengeige a.) wenn sie am Boden steht einen Aufriss, nach dem man dann ein Brett machen kann, auf das sie später zu stehen kommt, mit Umrandung, damit sie nicht herunterfallen kann. Dazu brauche ich den Riss von oben gesehen. b.) brauche ich die Sicht von der Seite gesehen: damit ich von Braun einen Halter machen lassen kann, damit sie nicht umfallen kann. Bei mir in Nbg machte Braun eine Vorrichtung derart: der Hals
der NG liegt in einem gebogenen Messingstück, das den Hals umfasst bis zum Griffbrett: vor diesem trägt die Umfassung zwei Klappen, die nach unten in die Waagrechte fallen. Die Umrandung ist auf eine Messingstange aufgenietet, die ihrerseits in die Wand mit einer Steinkrappe eingegipst ist. Anhand dieser Beschreibung können Sie mir die Haltevorrichtung für Braun skizzieren, wenn ich noch c.) den Querschnitt des Halses habe etwa unterhalb des Wirbelkastens. Wenn die NG xylamonisiert ist, bitte ich Sie, sie an die RHSch Salzburg über Schenker zu senden mit damals beigelegtem Frachtbrief.

2. Pandurina 4 chörig: darüber sprachen wir schon in Nbg, sie soll wieder in den ursprüngl. Zustand versetzt werden, Anhang auf Decke, wie bei Mandürchen üblich, Griffbrett neu belegen und Darmbünde anbringen. Chorholz in die alte Lage bringen, wurde versetzt, weil Mensur geändert wurde (daher die anders gelegten Bünde), wodurch Hals auch wieder die alte Länge bekommt. Wenn Hals schmäler gemacht wurde - was aber kaum der Fall sein dürfte - müsste er wieder ursprünglich werden. Ich meine aber wir konstatierten in Nbg, der Hals wäre nur in der Länge verändert worden durch Versetzen des Chorholzes.

1a. Nonnengeige doch wohl neue Saite geben, bei Zetco bestellen.

3. Laute Greiff: da habe ich mich natrl. wohl geirrt, diese Bemerkung der im Bass aussen liegenden Bordune dürfte sich auf die Laute mit (falschem?) Tieffenbruckerzettel beziehen, die später kommt. Und zu dieser Tieffenbruckerlaute kommen Analogie- und Vergleichs-Fotos aus der Wiener Staatssammlung, die dort schon gemacht sind und bald an Sie abgehen. Ihr vorgeschlagener Bezug wird richtig sein, also einverstanden.

4. Clavichord: Boden müssen wir gerade kriegen, die Einbuchtung muss weg, somit muss er heraus, dann sieht man auch, was mit dem Stimmstock ist, ob er ersetzt werden muss. Die Diskantrippe hat der Bauer wohl deswegen auf Chor 24 gesetzt, um den Diskantteil des Bodens schwingungsfähiger zu machen? Ich denke, Sie legen die Diskantrippe so, wie man die Senkung am besten wegbringt. Die Parallelrippe kann wohl bleiben? Dann hätten wir an der Rippenlage praktisch wenig geändert und doch den Boden gerade bekommen: gehts so? Wenn ja, bitte so machen, sonst bitte ich um Ihre Vorschläge, dann experimentieren wir eben an einem geeigneteren Objekt das, was ich vorschlug. Sehr interessant: dass die Rippen schon eingelassen sind. Bitte fotografieren Sie Boden von unten mit alter Berippung und Inneres mit Bodenauflagen, an denen das Eingelassene der Rippen sichtbar ist, wenns halbwegs mit Ihrem Apparat geht.

5. Ich bleibe noch bis in die ersten Tage kommender Woche und will gegen Ende nächster Woche daheim sein. Ich schlage für Ihren Besuch den Oktober vor, natrl. kann ich nicht garantieren, ob wir nicht Flieger bekommen, die ja Nbg hübsch beehrt haben am 28.8., wie ich Ihnen schrieb. Hoffentlich haben wir Ruhe. Ich dächte, wenn Sie Samstag den 3.10. kämen oder Sonntag 4ten: bitte Bescheid hierher und herzlichste Grüsse Ihrer".

 

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1942,09,23
Schreibort
Bad Gastein