NL Rück, I, C-0570j

"Lieber Herr Marx! 

Anfang kommender Woche gehen an Sie gemäss unserer  Rücksprache folgende Instrumente ab: 

1. in Kiste W.R. 147 das Nussbaum pol. Clavichord
2. in Kiste W.R. 162: 1 Viola d'amore Zettel Jais
aus Sammlung Leibbrand
1 Gitarra battente aus Sammlung Salzer
1 Viola d'amore Zettel Oestler 1739 aus Sammlung Leibbrand
1 Gitarra battente
aus Sammlung Leibbrand
1 Laute Zettel Aletse, Tausch Jecklin.

Ferner sende ich Ihnen am Montag als Expressgut verpackt die Hoffmann-Altgambe. Das Instrument kam in  drei Teilen an, Decke, Korpus und Wirbelkasten mitGriffbrett und Hals. Ich halte den Korpus für echt,  auch den Zettel. Dagegen halte ich Hals, Wirbelkasten  und Griffbrett samt Saitenhalter für spätere Zutat:insbesondere die Schnecke mit Wirbeln kommt mir für  eine Altgambe viel zu klobig vor. Man sieht auch am  Halsklotz, dass dieser ursprünglich anders gewesen  ist. Meiner unmassgeblichen Meinung nach sind zwei  Möglichkeiten: a) entweder das Instrument war eine  Altgambe und hatte ähnlich wie Heyer-Sammlung Nr. [?] original einen 6-wirbeligen Kasten mit geschnitztem  Köpfchen, war also eine Altgambe. b) oder: das Instrument war eines der sagenhaften Violoncelli piccoli,die angeblich 5-saitig waren, von denen sich aber bisher keines nachweisen liess. Dafür spräche nur das  f-Loch, dagegen spricht aber der völlig gambenförmige  Korpus mit dem angedachten Rücken.

Wenn Sie, wie ich vermute, das Instrument für eine  echte Altgambe halten, müsste man später einmal von  der Hoffmann-Altgambe des Museums die übrigen Teilekopieren. Ich bitte Sie freundlich um Ihre ausführliche Expertise. 

 

Ich hoffe Sie gestern gut nach Leipzig zurückgekommen. Wir hatten gottlob nachts keinen Alarm.

Die benötigten Wirbel und anderen Teile für die  Viola d'amore und für die Gitarra battente bitte ich  Sie freundlich, wieder bei Zimmermann zu bestellen,da dieser doch eher mit diesen Sachen umgehen kann,ebenso die Saiten. Man muss dieses Zeug jetzt sehr  frühzeitig bestellen, weil enorm lange Lieferfristensind.

Ich danke Ihnen noch herzlich für die besonders liebevolle Fürsorge, die Sie auch diesmal wieder meinen  Instrumenten und insbesondere dem Mozart-Clavichordangedeihen liessen, auf das wärmste und herzlichste. 

Sie haben sich damit auch für die Musikwissenschaft  ein grosses Verdienst erworben. Hoffentlich ist  Ihnen der Mai im Wetter günstiger als heute, dennhier hat es geschneit und in Heilsbronn ist es saukalt, wie ich soeben hörte.

Mit herzlichen Grüssen bin ich // wie immer Ihr

Soeben fällt mir noch ein: die Leipziger Gambe hat denSaitenhalter in einem Dorn wie bei alten Gamben übrig:bei dem obigen Stück finde ich unten einen Zapfen, derzwar alt ist, aber die Zargenhälften sind durch einenStreifen getrennt, sollte auf diesem ein Dorn gesessensein? Denn ich glaube, wenns eine Gambe war hätte sie  den Saitenhalter im Dorn stecken."

 

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1942,05,01
Schreibort
Nürnberg