"Lieber Herr Doktor!
Ich komme heute auf die laufende Korrespondenz zurück.
Was zunächst Ihre Anfrage wegen einer Dauerstellung in unserem Hause betrifft, so schrieb ich Ihnen bereits, dass wir dazu leider nicht in der Lage sind. Wir haben unsere Sammlung so ziemlich fertig ausgebaut, es fehlen uns nur noch vereinzelte Typen, wie z.B. eine Tielcken-Gambe [sic], ein Cithrinchen und vereinzelte Blasinstrumente. Wir gehen nun dazu über, unsere Kunden und Künstlerfreunde zum Besuch der Sammlung einzuladen. Ein erster Versuch war das Rätsel in unserem Kalender und da muss ich sagen, dass die Beteiligung bei 5000 Kalender etwa 150 Lösungen waren, trotz der ausgesetzten relativ hohen Geldpreise eine sehr bescheidene Zahl. Wir müssen heute sehr langsam zu Werke gehen, um nach und nach das Publikum heranzuziehen. Ständige Vorträge und Führungen sind schon um dessentwillen vorerst kaum zu machen, weil uns ein Vortragssaal fehlt. Hierzu kommt, dass das Geschäft seit Ende vergangenen Jahres sehr stark zurückgegangen ist. Natürlich nicht nur bei uns, sondern in der ganzen Branche, sodass heute wohl kaum noch ein Klavierhändler mit Gewinn, sondern von der Substanz arbeitet. Dieser Umstand allein verbietet uns grössere Mittel noch in den Ausbau hineinstecken zu können. Wir müssen vorerst abwarten, wie sich die Verhältnisse im Klaviergeschäft weiter entwickeln und erst wieder eine Periode bekommen, in der man Gewinne erzielt. Erst in dieser Periode wird es dann möglich sein weitere Räume zu schaffen und damit allein die Grundlage für eine Ausdehnung zu erhalten. Wir haben bereits in unserem kaufmännischen Personal abgebaut und werden nun wahrscheinlich auch noch in unserem technischen Personal in den nächsten Monaten abbauen, sodass Sie schon daraus ersehen, dass es uns unter diesen Umständen glatt unmöglich ist, Ihrem Vorschlage näher zu treten. Wir bedauern, Ihnen keinen günstigeren Bescheid geben zu können.
Ihre Mitteilungen wegen des Flügels lassen wir uns dienen. Inzwischen fiel mir ein, dass mir in München ein Flügel von Graf angeboten ist. Ich kann aber über diesen Instrumentenbauer Graf sehr wenig finden. Vielleicht teilen Sie mir noch näheres mit? Ich weiss, dass im Beethovenhaus in Bonn ein 4-chöriger Graf-Flügel stehen soll, dass er angeblich für Beethoven gebaut wurde, höre aber auf der anderen Seite: Beethoven habe Streicher-Flügel und Broadwood-Flügel bevorzugt. Was ist nun authentisch und welcher Flügel eignet sich zur wirklich stilgetreuen Beethoven-Reproduktion am besten? Der Münchner Graf-Flügel hat 4 Pedale und 6 1/2 Oktaven. Habe ich Sie recht verstanden, dann würden Sie ein solches Instrument dem Andre [Matthäus Andreas] Stein vorziehen, der bekanntlich neuen Hammerfilz hat. Bitte berichten Sie mir hierüber noch.
Wie ich zufällig erfur, hatten Sie kürzlich eine Tielcken-Gambe [sic] von einem Frankfurter Geigenbaumeister. War das Instrument nicht einwandfrei? Ich hätte mich nämlich dafür interessiert. Es ist aber inzwischen verkauft. Von Herrn Lülsdorff habe ich wegen der kleinen Gambe überhaupt nichts mehr gehört. Mit Herrn Wildhagen stehe ich in Korrespondenz, habe ihm vorerst Ihre Schätzungen übermittelt, über deren Basis ich nicht hinausgehen möchte.
Von den gesandten Bildern haben wir uns vorerst entschlossen ein Beethoven- und ein Haydn-Bild zu behalten. Die Bilder von Philipp Emanuel Bach gefallen uns nicht besonders. Gibt es noch etwas Besseres? Wegen des Gluck-Bildes hören Sie noch.
Ohne mehr für heute bin ich mit herzlichen Grüssen // Ihr".