"Lieber Herr Doktor!
Ich habe mich wegen des sogenannnten Stein-Flügels in München noch näher erkundigt und dazu erfahren, dass die Inschrift auf dem Firmenschild lautet: Anna Stein à Vienna. Ferner sind die Hämmer nicht mehr beledert, sondern befilzt. Ich kann nun in der Literatur bisher keine Angaben finden, wann erstmals Hammerbefilzungen an Stelle der Belederung in grösserem Umfange vorgenommen wurden und wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir darüber berichten würden. Wenn der Flügel statt der Belederung eine neue Befilzung hat, dürfte er meines Erachtens historisch nicht mehr getreu sein. Wird bräuchten einen Flügel für historisch getreue Reproduktion von Beethoven, Schubert, also einen Flügel aus der Zeit um etwa 1820 - 1830. Wir besitzen dazu bereits einen Dul[c]ken-Flügel [MIR1115], wie Ihnen geschrieben. Falls Sie von einem echten Nanette Streicher hören, oder von einem echten Stein, habe ich Interesse.
Wissen Sie woher Neupert seinen Stein-Flügel bekommen hat und welcher Stein-Flügel es ist in Ihrer Aufstellung in den Mitteilungen des historischen Vereins für Schwaben [Fischer 1932]? Dort fehlt der Neupert-Flügel, sodass ich vermute es könne sich um einen der herrenlosen Stein-Flügel handeln.
Herr Wildhagen sendet mir soeben Photo des in der Aufstellung angegebenen Hackbretts. Wildhagen meint, es sei ein Instrument aus der Renaissance-Zeit?? Die Masse sind oben 39 cm, unten 54 cm lang, die Tiefe des Instrumentes ist 22 1/2 cm. Sie bewerteten es ursprünglich mit Mk. 250.- und schrieben es könne tatsächlich ein früheres Salterio oder Vorläufer des späteren Hackbrettes sein. Auf dem Instrument fehlen Stege. Bitte geben Sie mir noch über dieses Stück Bescheid, denn immerhin sind heute Mk. 250.- sehr viel Geld und die Höhe des Betrages eine nochmalige Bewertung wert. Ferner sandte er mir die damals fehlende Fotographie der Bass-Zister von Cram. Ich besitze in meiner Sammlung lediglich eine französische Archizister, Ende des 1800 [wohl MIR850]. [sic] signiert. Ist das Instrument erwerbenswert? Es stammt aus dem Nürnberger Hirsvogelhaus, ist aber, wie Sie aus der Fotographie ersehen, nicht mehr ganz prima erhalten. Sie bewerteten es ohne Fotographie auf Mk. 150.-. Ich wäre Ihnen für baldgefl. Bescheid sehr zu Dank verbunden und bitte Sie, falls Sie etwas von einem Streicher- oder Stein-Flügel hören an mich zu denken.
Das Werk von Harding [1933] steht jederzeit auf Anfordern zur Besprechung zur Verfügung. Momentan habe ich es Herrn Dr. Steglich in Erlangen geliehen, doch kann es jederzeit abgerufen werden.
Hat es überhaupt eine Anna Stein in Wien gegeben und wer war diese eigentlich? In der Stein-Biographie [Fischer 1932] finde ich diesen Namen nicht. Das Schild ist schwer leserlich, nur das 'A' ist deutlich.
Ohne mehr für heute begrüsse ich Sie
hochachtungsvoll".