Auf Ulrich Rücks Bitte schickt Georg Kinsky ein Gutachten an Hans Rück über 3 angebotene Instrumente aus Italien, das an den Antiquar (wohl Dino Barozzi) weitergeleitet werden soll.
"Lieber Herr Rück,
Auf Ihre w. Anfragen nach meiner Ansicht über die Werte der Ihnen aus Italien angebotenen Instrumente teile ich Ihnen mit, dass ich das Spinett [MIR1081] von Dominicus Pisaurensis v. J. 1540 auf etwa 600 bis 650 Mark schätze; grade Spinette und Cembali dieses Cembalaro sind noch vielfach erhalten und in Sammlungen anzutreffen. Ausserdem wäre ja bei einem etwaigen Ankauf zu berücksichtigen, dass die Reparatur des betreff. Instruments immerhin noch ca. 300 Mark verursachen würde.
Betreffs des Rebâb ist zu bemerken, dass dieser Instrumententyp noch heute in Vorderasien begräuchlich ist, ähnlich hübsch ausgestattete Exemplare - wie ich aus Erfahrung bestätigen kann - also nicht grade selten vorkommen. Da bei dem angebotenen Stück die Wirbel und der Bogen fehlen (mancano li bischeri ed il archetto!), würde ich es nicht höher als auf ca. 100 Mark schätzen.
Was das bemalte Spinett des Herrn Barozzi jr. anbelangt, so ist es mir leider nicht möglich, nur an Hand der Photographien eine sachgemässe Beurteilung abzugeben, hierfür vielmehr eine Besichtigung des Instruments an Ort und Stelle erforderlich wäre. Jedenfalls halte ich aber den verlangten Preis von 7500 Lire (= 1650 Mark!) für entschieden zu hoch und um etwa 1000 Mark überschätzt. Ein Teil der Bemalung (auf dem Vorsetzbrett und auf der Innenseite der Zargen kommt mir - offen gestanden - etwas verdächtig vor, und ich möchte sie) unter allem Vorbehalt) für spätere, wenn nicht moderne Zutat halten. Zudem wäre darauf hinzuweisen, dass die Familie d'Este in Ferrara und nicht in Mantua ansässig war und in letzterer Stadt die Familie Gonzaga herrschte.
Mit freundlichen Grüssen // Ihr sehr ergebener // [handschriftlich] Dr. Georg Kinsky".