"Lieber Herr Dr. Rück,
Durch eine Anzeige in einer Antiquitätenzeitschrift bin ich mit einem Frankfurter Kunsthändler Carl in Verbindung getreten. Seine Spezialität sind alte Waffen, er bekommt aber bisweilen auch alte Instrumente und hat mir folgende 4 Stücke angeboten:
1) eine Zister, anscheinend noch aus dem 17. Jahrhdt. Deutsche Arbeit, auf dem Boden eine schwer lesbare Signierung ('Hambusch'? oder ähnlich). Es ist der frühe Typ des Instrumentes, der bei Ihnen noch nicht vertreten ist. Photo anbei [nicht im Akt Kinsky erhalten]; zu vgl.: Heyer II [Kinsky 1912] Nr. 613 und die Abbildung auf Seite 187. Leider fehlen die Wirbel und der Steg; Beides ist aber leicht zu ergänzen. Preis: 75 M (nicht teuer, da diese frühen Zistern selten vorkommen). Ferner lt. beigelegten [siehe Digitalisat] Federzkizzen [sic]:
2) Kleines persisches Bronzehorn (früh, 16./17. Jahrhdt.) 41 cm lang. // 22 M
3) Tibetanisches Kupferhorn, mit Türkisen besetzt. 17. Jahrhdt. // 33 M
4) Afrikanisches Elfenbeinhorn, ebenfalls ein altes Stück (mit Schnitzereien?) 42 cm lang. // 60 M
Die drei Hörner sind anscheinend gute alte Stücke, und die Preise, zu denen noch meine Provision hinzukäme, sind bei der Seltenheit dieser exotischen Hörner meines Erachtens recht billig. - Vielleicht lassen Sie sich die Sachen zur Ansicht kommen, da an Hand der flüchtigen Skizzen kein genaues Urteil möglich ist. Ich habe ihm geschrieben, dass ich die Offerte an Sie weitergereicht hätte. Die Adresse lautet:
Kunsthandlung Walter Carl, Frankfurt a. M. // Bockenheimer Landstr. 9.
Es freut mich, dass Sie den Münchener Grafflügel [MIR1119] erworben haben. In meinen Materialien fand ich heute zufällig eine Mitteilung über einen Streicherflügel v. J. 1834 in Privatbesitz zu Ummerstadt. Die beigelegte Karte stammt allerdings schon aus dem Jahre 1920 [nicht im Akt Kinsky erhalten] - Sie können ja aber trotzdem gelegentlich Ihr Heil versuchen!
Von Lengfeld haben Sie Nr. 334 (Backofen, eine wichtige Klarinettenschule vom Anfang des 19. Jahrhdts.) inzwischen erhalten; auch Nr. 324 [Doppelmayr] ist Ihnen zur Ansicht zugegangen. Das Buch von Doppelmayr ist für jeden Nürnberger Kunstfreund und Sammler von hohem Interesse; für viele einheimische Künstlernamen ist es das grundlegende Quellenwerk, das in den Musik- und Mikerlexicis von Walther (1732) und Gerber (1790, 1812) häufig zitiert wird. - Die verkaufte Nr. 327 (Welch) ist eine sehr ausführliche englische Monographie über die Blockflöte und ihre Abarten mit reichem Abbildungsmaterial, leider jedoch nicht deutsch erschienen.
Von alten Bildnisstichen Nürnberger Musiker sende ich Ihnen beifolgend zur gefl. Ansicht:
1) Sebald Haiden (Heyden, Rektor der Sebaldusschule, Kirchenkomponist und Musiktheoretiker, 1498-1561). Anonymer Stich. // M 5.-
2) Johann Staden (Organist an St. Sebald, 1581-1634). Stich von Joh. Pfann 1640 (s. Kinsky, Geschichte der Musik in Bildern, S. 165/3) // M 6.-
3) Johann Ulrich Haffner, Lautenist und berühmter Nürnberger Musikverleger, gestorben 1767). Stich von Joh. W. Stör 1730 (s. Kinsky, S. 288/ 1.) Sehr seltenes Blatt! // M 12.- [...] Nach weiteren Nürnberger Musikerstichen will ich suchen.
Sehr dankbar wäre ich Ihnen für frdl. Bescheid, was Sie von den am 8. und 22. v. Mts. zur Ansicht übersandten Blättern (C. Ph. Em. Bach, Gluck, Haydn und Beethoven) zu behalten gedenken.
Mit besten Grüssen auch an Ihren Herrn Bruder // Ihr sehr ergebener // [handschriftlich] Dr. G. Kinsky"