NL Rück, I, C-0444d

[Aus den folgenden Briefen Georg Kinskys ergibt sich, dass Rück bei der Angabe "400 Lire = 860 Mk." eine Null hinter der 400 vergessen, bzw. diese wohl im Originalbrief handschriftlich ergänzt hat. Die Umrechnung der weiteren Preisangaben orientiert sich an Kinskys Umrechnungen aus diesen Briefen vom 8. und 10. September.]

 

"Lieber Herr Doktor!

Ich habe in Italien ein Spinett [MIR1081] gesehen, mit der Inschrift Dominicus Pissaurensis, 1540. Da ich sehr wenig Zeit habe, lege ich mein Notizbuch [evtl. unter NL Rück, I, B-004a erhalten] bei, in dem die genaue Aufnahme dieses Instrumentes enthalten ist, ebenso eine Skizze der Masse. Das Instrument stimmt in der äusseren Form mit Nr. 327 der Berliner Sammlung Abbildung Sachs - Katalog [1922] überein. Die Rosette ist gut erhalten. Die Inschrift macht einen originalen Eindruck. Man verlangt für das Instrument 400[0] Lire = [R]Mk. 880.-, was mir allerdings viel erscheint, obwohl ich mir bewusst bin, dass es das älteste bekannte Dominicus-Spinett wäre. Bitte geben Sie mir Ihre Schätzung, denn ich halte das Instrument für eine erwerbenswerte Seltenheit. Mein Notizbuch wollen Sie mir bitte wieder mit zurückreichen. In diesem sind noch einige andere Instrumente verzeichnet, für die ich jedoch kein allzu grosses Interesse habe, mit Ausnahme eines indischen Instrumentes [von Kinsky später als Rêbab bezeichnet], von dem ich Ihnen morgen eine schlechte fotographische Aufnahme sende. Es ist viersaitig, die Wirbel fehlen bis auf einen, der original ist. Es hat unten den eingezogenen Korpus einer Sarangi mit grüner Pergamenthaut überzogen und entspricht aber ziemlich genau der Abbildung des Reba auf Seite 317 Sachs - Reallexikon [1913]. Der dazugehörige Boden fehlt, ebenso der kleine Steg. Das Instrument ist im Korpus schwarz und auf der Unterseite reich mit Perlmutter eingelegt. Die 3 Rosetten oben am Hals aus Messing ausgesägt. Dern [sic] Typ haben wir nicht. Man verlangt 1000 Lire [= 220 RM]. Dieser Preis sei wohl zu hoch. Auch hier bitte ich um Ihre Schätzung.

Das schöne Oktav-Virginal [MIR1223], das Sie mir voriges Jahr schätzten, 46 cm lang, haben wir gekauft. Es hat sich als automatisch erwiesen; neben Handspielbarkeit hat es eine Spielwalze, die zwei Stücke spielt. Sie schätzten es Mitte 1932 und vermuteten damals, das mittlere Bild im Deckel sei spätere Zutat: Sie haben recht gehabt, man hat uns den zugehörigen Spiegel ausgehändigt, der ein Wappen und die lateinische Inschrift 'Erkenne dich selbst' trägt. Aussen ist ein grosses Nähkissen und eine Schubladen für Näh-Utensilien, also auf dem Deckel. Gehäuse schwarz poliert. Man könnte es fast für eine Arbeit Bidermanns halten, wenn nicht die zwei holländischen Figuren auf Ruckers deuten würden. Einliegend Fotos mit der Bitte um gefl. Rückgabe. Mir ist nicht bekannt, dass Ruckers Automaten-Spinette gebaut hat. Im übrigen existieren meines Wissens nur je ein Stück in Wien Upsala und Breslau. Das unsrige wäre das kleinste von allen, denn es ist ein typisches Nähkasten-Otav-Virginal. Vom Preis konnten wir 300 Lire [= 66 RM] abhandeln.

Ich werde Ihnen morgen nochmals die Fotographie eines Spinetts senden. Den genauen Befund dieses bemalten Instrumentes finden Sie ebenfalls im Notizbuch, sodass Sie Ihre seinerzeitige Schätzung demgemäss revidieren können. Man verlangt für dieses Instrument 7500 Lire [= 1.650 RM nach obiger Rechnung]. Es ist aber nicht signiert. Uebrigens lege ich Ihnen der Einfachheit halber gleich die Fotographie bei.

Das Domi[ni]cus-Spinett hat kein Gehäuse mehr, sondern entspricht im wesentlichen genau der Abbildung im Sachs-Katalog [1922].

Mit freundlichen Grüssen // Ihr ergebener

Morgen erhalten Sie nochmals Brief über das berühmte Doppel-Virginal von Ruckers, nebst Foto. Die römischen Nummern auf den Fotographien korrespondieren mit unserem Befund um Notizbuch. Mass-Skizze für das Dominicus [MIR1081] im Notizbuch unter Nr. X beschrieben, die Signatur ist in schwarzer Tusche auf dem Vorsatzbrett aufgetragen. // D. O."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1933,09,06
Schreibort
Nürnberg
Erwähnte Objekte
Spinett
Tasteninstrumente
erwähnt als
Detailinformation(en)
Angebotene(s) Musikinstrument(e)
Spinett
Tasteninstrumente
erwähnt als
Vergleichsobjekt(e)
erwähnt als
Detailinformation(en)
Angebotene(s) Musikinstrument(e)
Virginal (Doppelvirginal)
Tasteninstrumente
erwähnt als
Detailinformation(en)
Angebotene(s) Musikinstrument(e)
Spinett
Tasteninstrumente
erwähnt als
Detailinformation(en)
Angebotene(s) Musikinstrument(e)
erwähnte Institutionen
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Angebot Musikinstrument(e)
Wechselkurs
Involviertes Objekt
Spinett
Angebotspreis
Wert von
4000
Wert bis
4000
Währung
Italienische Lira (ITL)
Angebotspreis nach Umtausch
Wert von
880
Wert bis
880
Währung
RM
Quelle
NL Rück, I, C-0444d, 1933,09,10, Brief
Italien
1933,09
Typ des Ereignisses
Angebot Musikinstrument(e) außereuropäisch
Involviertes Objekt
Angebotspreis
Wert von
1000
Wert bis
1000
Währung
Italienische Lira (ITL)
Angebotspreis nach Umtausch
Wert von
220
Wert bis
220
Währung
RM
Quelle
NL Rück, I, C-0444d, 1933,09,10, Brief
1933,09
Typ des Ereignisses
Ankauf Musikinstrument(e)
Involviertes Objekt
Automatenoktavvirginal
Kaufpreis
Wert von
300
Wert bis
300
Währung
Italienische Lira (ITL)
Kaufpreis nach Umtausch
Wert von
66
Wert bis
66
Währung
RM
Quelle
NL Rück, I, C-0444d, 1933,09,10, Brief
Involvierte Person
Involvierte Institution
Nürnberg
1933,09
Typ des Ereignisses
Angebot Musikinstrument(e)
Involviertes Objekt
Spinett
Angebotspreis
Wert von
7500
Wert bis
7500
Währung
Italienische Lira (ITL)
Angebotspreis nach Umtausch
Wert von
1650
Wert bis
1650
Währung
RM
Quelle
NL Rück, I, C-0444d, 1933,09,10, Brief
1933,09
Typ des Ereignisses
Angebot Musikinstrument(e)
Virginal (Doppelvirginal)
1933,09
Literaturreferenz
Sachs 1922
Sachs 1913