"Sehr geehrter Herr Doktor!
ich komme heute auf Ihren letzten Brief zurück. Was nun Ihre Ansicht betreff der Taxation von Angeboten betrifft, muss ich Ihnen leider mitteilen, dass es uns heute schon finanziell sehr schwer fällt, für Neuerwerbungen Kapital frei zu machen. Wir erwerben deshalb sowieso nur wirklich notwendige Sachen, die Lücken ausfüllen. Infolgedessen werden andererseits viele Angebote durch Sie geschätzt, die glatt unter den Tisch fallen, aber für uns natürlich Unkosten und Spesen bedeuten. Wir möchten Sie deshalb bitten, so lange die Geschäfte im Klavierhandel so schlecht gehen wie jetzt, es bis auf weiteres bei der bisherigen Art der Verrechnung zu belassen, denn wir müssen heute mit jeder Mark rechnen und es bedeutet die Einholung der vielen Schätzungen für uns heute ein nicht unbeträchtliches Opfer. Bei gekauften Sachen dann nochmals eine besondere Taxe zu bezahlen, ist uns glatt unmöglich, andernfalls wären wir tatsächlich genötigt, auch auf die Taxierung von Sachen, die uns nicht direkt interessieren, vollkommen zu verzichten.
Wir anerkennen selbstverständlich, dass Ihre Berechnungen mässig sind, auf der anderen Seite wollen Sie bitte auch der jetzigen Lage im Klaviergeschäft Rechnung tragen.
Diese Bemerkungen vorausgeschickt sende ich Ihnen ein Angebot aus Markneukirchen, in dem uns die Firma Zimmermann eine Teile anbietet. Was versteht man unter Teile und was versteht man unter Barde? Das eine Instrument sieht einer Bass-Viola da Gamba ähnlich, die in Schultz-Instrumentenkunde [1931], Abbildung 29, Tafel 10, abgebildet ist. Ich entsinne mich auch den Ausdruck irgendwo bei Sachs [1913] - der übrigens Konservatoriumsdirektor in Kairo sein soll - gelesen zu haben, finde ihn aber nicht mehr.
Wären Sie ev. geneigt, die Monographie über die Nonnengeige [Garnault 1926] und den Separatabdruck über das Biedermann-Spinett [Schneider 1928] mir käuflich zu überlassen?
Die zweiten Mk. 20.- folgen anbei.
Wir haben auch ein Angebot auf eine Tiefenbrucker [recte: Tieffenbrucker] Theorbe [heute Halle, Inv.-Nr. MS-168], für die der Besitzer 2000 ö[sterreichische]. S[chillinge]. verlangt. Leider haben wir keine näheren Angaben. Das Instrument ist 100-120cm lang, 24-saitig, von Wendelin Tiefenbrucker, mit Brandstempel, 14 Griffbrettsaiten, 10 Bässe, 1 Rosette repariert von Scheile [meint Sebastian Schelle] Nürnberg 1730.
Ferner ist mir angeboten eine Viola d'amour, Original 14-saitig, Korpus 40 cm, mit wunderbar schön geschnittenem Frauenkopf, echt Steiner [meint Jacobus Stainer] mit echtem geschriebenem Zettel, tadellos erhalten, Mk. 550.-. Leider keine Abbildungen vorhanden.
Mit freundlichen Grüssen // Ihr ergebener".