Georg Kinskys Gutachten zu Instrumenten der "Sammlung Steingraeber - Berlin // (aufgestellt im Schloss zu Charlottenburg)". Beilage zum Brief gleichen Datums.
"I. Cembali // smtl. italienischer Herkunft.
Nr. 1: verkauft!
Nr. 2: Anfang oder erste Hälfte des 18. Jahrhunderts. Kasten: braun mit Goldanstrich. Deckelmalerei (anscheinend original): Tanzende und musizierende Engel.
Gehäuse aus Zypressenholz, mit zahlreichen Elfenbein-Knöpfchen besetzt. Schön geschnitzte Klaviaturbacken und Schallochrose. Inschrift auf dem Vorsatzbrett: 'MUSICA PELLIT CURAS' ('Musik vertreibt die Sorgen'). Bezug: 2 8'-Chöre. Züge: 1) Lautenzug, 2) sog. Flageoletzug (oder falscher 4'-Zug), der die Saite halbiert und dadurch eine 4'-Wirkung ermöglicht. (Dieser von Steingraeber eingesetzte Zug kann jederzeit entfernt werden.) 3) Ein rechts innen angebrachter kleiner Schieber (desgl.), der ein nicht völliges Einschalten des einen 8' zur Erzielung einer Piano-Wirkung bezweckt.
Umfang der Klaviatur: H1 (G1), C-c3 (Halbton bezw. Unterquarte und 4 Oktaven.) Untertasten aus Elfenbein, Obertasten aus Ebenholz mit Elfenbein-Einlagen. - Schöner, sonorer Klang!
Länge: 2,30 m; Breite 88cm; Höhe 96 cm.
Nr. 3 [MIR1074]: Etwa aus dem Ende des 17. Jahrhunderts. Kasten: roter Anstrich mit Goldornamenten im Renaissancestil. Deckelmalerei: Landschaft mit Ruinen.
Gehäuse aus Zypressenholz, ebenso wie Nr. 2 mit Elfenbein-Knöpfchen besetzt. Auf Vorsatzbrett und Klaviaturbacken eingelegte Felder anscheinend aus Vogelahorn. Hübsche vertiefte Schallochrose in Sternform. Bezug: 2 8'-Chöre mit Lautenzug. Umfang der Klaviatur: C (E) - f3 (4 Oktaven und Quart mit 'kurzer' Bass-Oktave). Untertasten aus Buchsbaum, Obertasten mit Ebenholzbelag und Goldarabesken. - Besonders schöner, silbriger, singender Klang!
Länge: 2 m; Breite: 86 cm; Höhe: 92 cm.
Nr. 4 : Etwa aus der Mitte des 17. Jahrhunderts [Angabe Steingraeber: ca. 1620]. Kasten: rotbrauner Anstrich. Deckelmalerei: Herkules' Kampf mit der Hydra; auf der Vorderklappe (Zutat des 18. Jahrhdts.): Schäferszene.
Gehäuse aus Zypressenholz mit Elfenbein-Knöpfchen (sparsamer besetzt als bei Nr. 2 und 3). Schön geschnitzte vergoldete Klaviaturbacken und Schallochrose. Hübsches Vorsetzbrett mit eingelegten Feldern aus dunklem Holz.
Bezug: 2 8'-Chöre mit Lautenzug (wie bei Nr. 3). Umfang der schmalen, wohl für Damenhände bestimmten Klaviatur: C (E) - c3 (4 Oktaven mit 'kurzer' Bass-Oktave). Untertasten aus Ebenholz mit Stirnkanten aus Elfenbein, Obertasten aus Ebenholz mit je 2 schmalen Elfenbeinadern. - Ebenfalls schön im Klang!
Länge: 1,74 m; Breite 76 cm; Höhe: 95 cm.
Nr. 5: Cembalo traverso (Quer-Kielflügel) [Querspinett, heute im Musikinstrumentenmuseum Berlin, Kat. Nr. 04303] aus dem 18. Jahrhundert. In gefälliger Louis XV - Form. Schwarzer Anstrich. [...]
Gehäuse aus Zypressenholz mit hübschen Einlagen aus Elfenbein und Ebenholz auf Klaviaturbacken, Vorsatzbrett und Dockenleiste. Geschnitzte Schallochrose. - Bezug: 1 8'-Chor mit Lautenzug
Umfang der Klaviatur: G - c4 (4 Oktaven und Quarte). Tasten aus Ebenholz mit Elfenbeineinlagen der Obertasten; auch die Stirnkanten der Untertasten sind aus Elfenbein. - Ziemlich spröde im Klang!
Länge: 2,10 m; Breite: 69 cm; Höhe: 90 cm.
II. Clavichorde.
Nr. 1: süddeutsch. Zeit: 2. Hälfte des 18. Jahrhdts. (etwa 1770) [Angabe Steingraeber: ca. 1720]. Braunroter Anstrich. Der bemalte Deckel mit der Darstellung der Hochzeit zu Cana ist offenbar nicht dazugehörig, sondern stammt wohl von einem niederländischen Virginal aus älterer Zeit.
Bundfrei. Umfang der Klaviatur: F1-c4 (5 1/2 Oktaven). Untertasten aus Ebenholz, Obertasten mit Elfenbeinbelag. - Gut im Klang!
Länge 1,68 m; Breite 54 cm; Höhe 80 cm.
Nr. 2: Signierung rechts oben auf dem Resonanzboden: 'I. C. Gerlach / Hamburg 1769'. (Johann Christian Gerlach wurde 1744 Hamburger Bürger. Seine Flügel und Klaviere (d. h. Clavichorde) werden von Forkel, Gerber und Burney-Bode gerühmt. Ein signiertes Instrument von ihm ist sonst nicht nachweisbar; auch das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe und das Museum für hamburgische Geschichte besitzen keines!)
Brauner Anstrich. Bundfrei. Umfang der Klaviatur: F1- f3 (5 Oktaven, eine davon mit 4'). Untertasten mit Elfenbeinbelag, Obertasten aus Ebenholz. - Schön im Klang (besser als Clavichord Nr. 1).
Länge: 1,77 m; Breite 53 cm; Höhe 81 cm.
Nr. 3: ohne Untergestell (Hausinstrument). Auf dem Innendeckel mit altem Buntpapier beklebt. Gebunden (im Basss bundfrei, im Diskant sind meist 2 Tasten gebunden). Umfang der Klaviatur: c - f3 (4 1/2 Oktaven).
Untertasten aus Buchsbaum, Obertasten aus dunklem Holz. Z. Zt. verstimmt!
Länge: 1,41 m; Breite: 37 cm.
Nr. 4: aus der Spätzeit (um 1800). Untergestell nicht dazugehörig. Bundfrei. Umfang der Klaviatur: F1- f4 (6 Oktaven). Untertasten aus Ebenholz, Obertasten mit Elfenbeinbelag. Länge: 1,56m; Breite: 49 cm; Höhe: 83 cm.
III. Hammerklaviere.
Nr. 1: Hammerklavier in Tafelform aus dem Ende des 18. Jahrhdts. Reizendes Instrument aus poliertem Nussbaum. Mit einem Kniehebel (zum Aufheben der Dämpfung). Umfang der Klaviatur: F - f3 (5 Oktaven). Ausstattung der Tasten wie bei Clavichord Nr. 4. - Hübsch im Klang!
Länge: 1,47 m; Breite: 51 cm; Höhe: 79 cm.
Nr. 2: verkauft!
Nr. 3: aufrechter Hammerflügel von C. Ehrlich in Bamberg, 1828. Aus Kirschbaum. Ausstattung im Biedermeierstil. Umfang: 5 1/2 Oktaven." Handschriftliche Ergänzung: "(s. Liste Steingraeber. Der Flügel steht in der Wohnung von Frl. St.)"