"Sehr verehrter Herr Dr. Rück,

Für Ihre freundschaftliche Anregung betreffs Kairo danke ich Ihnen bestens. Meine Beziehungen zu Prof. [Curt] Sachs sind zwar gut - aber wir, d. h. meine Frau [Wilhelmine Kinsky] und ich, fühlen uns nicht mehr jugendlich genug und ausserdem zutiefst mit Deutschland und deutscher Kultur verbunden, um den Plan einer Auswanderung - und noch dazu in ein aussereuropäisches Land - in Betracht ziehen zu können. Meine Lage hat sich jetzt so verschlechtert, dass ich nicht mehr im stande bin, unsere bisherige Wohnung beizubehalten, und einstweilen weiss ich noch nicht, wovon ich im kommenden Winter meine Existenz fristen oder jetzt auch nur die Umszugskosten bestreiten soll. Bis Ende Oktober sind wir übrigens noch an die jetztige Wohnung gebunden.

Unter 'Einschreiben' sende ich Ihnen die hübsche silberne Pauken-Plakette [Ehrenplakette] zur gefl. Ansicht und wäre Ihnen herzlich dankbar, wenn Sie mir wiederum mit einer Vorschußzahlung aushelfen wollten, deren Höhe ich Ihrem frdl. Ermessen anheimstelle.

Zum Angebot aus Altona: Nach der wenig deutlichen Photographie gehört das Instrument anscheinend zur Gruppe der sog. 'Friktionsinstrumente' nach Art von Chladnis 'Euphon' (s. Heyer-Katalog I [Kinsky 1910], S. 395 f. und Sachs' Handbuch, S. 71 f.) Es ist ein 'Streichstabspiel', jedoch ohne Klaviatur und zum Handspiel eingerichtet, d. h. die als Klangerreger dienenden Holzstäbe wurden durch Bestreichen mit der Hand zum Erklingen gebracht, wobei sich der Spieler mit Kolophonium eingeriebener Handschuhe bediente. Also ein seltenes Kuriosum, das vielleicht billig - etwa für 80 bis 100 Mark - zu haben wäre. Falls kein Interesse vorliegt, könnten Sie der Besitzerin empfehlen, sich an das Deutsche Museum in München zu wenden.

Mit freundlichen Grüssen // Ihr stets ergebener // [handschriftlich] Dr. G. Kinsky".