"Lieber Herr Doktor!
Freundlichen Dank für Ihren Brief vom 8. ds. Mt.. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie meinem Bruder [Hans Rück] umgehend nochmals eine Schätzung für das Spinett des Dominicus [Pisaurensis, MIR1081] senden würden ohne die Angaben, welche Stelle es einnimmt und mit einem Preis von ca. 600-650 Mark. Sie kennen die Italiener zur Genüge, um selbst zu wissen, dass man dort einfach handeln muss und von einer niederen Summe auszugehen hat. Mein Bruder legt den Brief dem Antiquar vor, der übrigens kein Wort deutsch kann. Die Hauptsache ist, dass er die Zahl Mk. 600.- bis Mk. 650.- liest. Man darf ja nicht vergessen, dass die Reparatur des Instrumentes immerhin nicht Mk. 200.- bis Mk. 300.- kostet.
Die Fotographie des Rabab [Rebab] sandten wir Ihnen vorgestern als Drucksache und Sie ersehen daraus, dass es sich um ein auf der Rückseite des Korpus reich mit Perlmutter eingelegtens Instrument handelt. Bitte geben Sie in dem Brief an meinen Bruder auch die Schätzung für dieses Instrument mit ca. Mk. 100.- an und schreiben Sie dazu, dass es kein Altertum ist, sondern ein noch heute gespieltes Instrument.
Der Antiquar hat uns um eine Schätzung durch Sie gebeten von dem bemalten Spinett, das angeblich aus dem Besitz der Este stammt. Offengestanden uns kam die Malerei auf Vorsatzleiste und Innenseite der Zargen auch nicht ganz geheuer vor. Wir wollen aber dem Mann eine Gefälligkeit erweisen und so bitte ich Sie auch dieses Instrument zu schätzen und dabei zu bemerken, dass es das Spinett des Herrn Barozzi jun. ist. Wir selbst haben nicht vor, das Instrument zu erwerben, da wir ja das signierte Dominicus Venetus [MIR1086] von 1566 in ähnlicher Form besitzen, aber man kann dem Mann einen Gefallen tun.
Er bietet uns auch noch eine wie mir scheint Mailänder Mandoline lt. beiliegender schlechter Fotographie an, nach meinen Notizen will er dafür 1500 Lire, was natürlich ein Unsinn ist. Das Instrument hat noch originalen Holzkasten, ist signiert: Tobbiea Fiscer-Siena 1713 Rosette gut erhalten, Wirbel und Decke original, Korpus 13 Ebenholz-Späne mit Elfenbein-Zwischenadern, Kopuslänge am Resonanzboden 25cm; Breit dort 17 1/2 cm, ganze Länge 52 1/2 cm, Muscheltiefe 10 cm.
Ferner sandten wir Ihnen in der vorgestrigen Drucksache noch schlechtere Vergrösserungen eines unbekannten Instrumentes, viersaitig, 12 Bünder, Kopuslänge 22 cm, Kopusbreite 12,2 cm, ganze Länge 65 cm. Soll dies das Instrument einer spielerischen Laune Entsprungen sein? Ueber diese beiden Zupfinstrumente wollen Sie mir noch berichten. Das Instrument soll 350 Lire kosten.
Inliegend Mk. 20.- a conto, mit nächstem Brief folgt dann die weitere Hälfte.
Mit freundlichen Grüssen // Ihr ergebener[.]
Adresse:
Herr Hans Rück,
per Adr. Pension Fortino,
Grado/ITalien, Prov. Trieste
N.S. Die Studie von Professor Max Schneider über das Breslauer Biedermann-Spinett [1928] würde mich leihweise sehr interessieren. Das Heft von Garnault [1926] über die Nonnengeige würde ich gerne noch etwas haben.