Ulrich Rück informiert Georg Kinsky, dass er davon absehe, "den Kriehuber-Druck", eine Abbildung des Komponisten Franz Schuberts, zu erwerben, "da mich nur Stiche aus der Lebenszeit interessieren. Die Erwerbung von Musiker-Bildnissen früherer Zeit und des 18. u. 19. Jahrhunderts ist augenblicklich nicht vordringlich für uns, da wir in der Einrichtung unseres Museums noch vordringlichere Sachen zu erledigen haben. Dagegen würden wir gelegentlich Originalstiche, aber nur aus der Lebenszeit von Beethoven, Schubert, Haydn, ev. Bach - soviel ich weiss gibt es das nicht - erwerben, aber auch nur wenn es sich um wirkliche Original[e] und gute Blätter handelt.
Die Ausstellung wird uns noch etwa 8 Tage beschäftigen, dann komme ich an die Sache Wildhagen. Vielleich wären Sie so lieb und würden ihm ein paar Zeilen schreiben, dass Sie für mich die Sachen geschätzt haben und dass er von mir demnächst Nachricht bekommt.
Es wird mir der beiliegende, dürftig skizzierte Flügel in Mahagoni angeboten für Mk. 180.-, der vor kurzem gut durchrepariert wurde und der an und für sich billig wäre. Ich bin mir aber nicht klar, um welchen Stein es sich handelt, da ich den Flügel selbst noch nicht gesehe habe und nicht die Etikette kenne. Der Firma nach könnte es sich entweder um [Johann?] A.[ndreas] u. N.[anette] Stein, oder um den Mathäus Andreas Stein handeln. Ich werde den Flügel zu Pfingsten besichtigen und eine Aufnahme des Firmenschildes oder eine genaue Zeichnung vornehmen. Mir ist in öffentlichen Sammlungen kein Mathäus Andreas Stein - Flügel bekannt, dagegen gibt es ja mehrere Nanette [Streicher, née] Stein. Aus welcher Zeit glauben Sie, dass das Instrument ist? 1802 trennten sich die Geschwister Stein, sodass es vermutlich nach 1802 entstand. Ist der Flügel anschaffenswert?
Wir konnten kürzlich in Salzburg ein interessantes Harmonium kaufen. Es ist ein ganz kleines Instrument, vermutlich aus der Biedermeierzeit und trägt ein Firmenschild auf Knochen graviert von Reinert et Sohn, Hofharmonikafabrikant in Wien. Die Konstruktion ist interessant: Das Werkchen ist einspielig, für jeden Ton ist eine schallverstärkende Röhre aus Holz, leicht konisch, vorhanden, der Konus ist am vorderen Ende ausgeschnitten und trägt in einem kleinen, [...] aufgelöteten Metallrahmen die winzige Messingzunge. [sic] eingelötet. Das Instrument dürfte wohl aus der Zeit 1820 sein? Ich kann mir den Namen nicht genau erinnern, glaube aber dass er Reinert hiess, da wir das Instrument z.Zt. auswärts in Reparatur haben.
ferner [sic] erwarben wir einen Pedal-Hammer-Flügel der offenbar vom selbigen Erbauer ist, wie der Pedal-Hammer-Flügel im Museum Carolino Augusteum in Salzburg. An unserem Flügel fehlt leider das Pedal. Wir konnten aber durch das Entgegenkommen der Museums-Direktion das dortige Pedal genau abzeichnen, sodass wir unser Pedal rekonstruieren können. Nach der eigenartigen Konstruktion der Messingkapseln, welcher [sic] offenbar früh sind, denn sie sind nur ein paar Millimeter breit, gegossen und ausgefeilt, müssen die beiden Pedalflügel vom selbigen Hersteller stammen. Leider sind beiden nicht signiert, aber von recht guter Arbeit. Ein Pedalhammerflügel von Stein soll im Metropolitain-Museum in New York sein. Könnten Sie mir nicht den Katalog von Grosby [recte: Crosby] Brown Collection, Band I, leihweise senden, da mich die Beschreibung sehr interessiert. Eine Fotographie des Salzburger Flügels und der Pedalanlage lege ich Ihnen zur gefl. Ansicht bei. Die Fotographien selbst sind Eigentum des dortigen Museums und dürfen nicht reproduziert werden. Nach Einsicht erbitten wir die Fotographien zurück. Es wäre natürlich sehr interessant eine Fotographie der Pedalanlage aus New York zu bekommen. Ich wll über Steinway & Sons mein Glück versuchen. Gibt es eine Literatur für Pedal-Flügel? Der Salzburger und natürlich auch unser Flügel hat eine Pedal-Oktave genau nach Art der kurzen Orgel-Manual-Oktave, also D und E mit schwarzen Tasten und dann noch die Töne C mit E, im ganzen 18 Pedaltöne à 3 Chor. Gibt es für solche Pedalflügel eigene Kompositionen? Die Angabe im Geiringer Katalog des Salzburger Museums, das die Pedaltastatur bei Nr. 70 von E2-A1 ging ist falsch und muss heissen C[1]-A1 mit kurzer Oktave. [Rück meinte vermutlich E1-A, bzw. C1-A.]
Auf Seite 300 Band 2, Heyer-Katalog [Kinsky 1912] erwähnen Sie Kompositionen für das Trumscheit [recte: Tromba Marina]. Wir besitzen ein unsigniertes Trumscheit [MIR740, MIR741 oder MIR743] und ein Trumscheit von Ott [MIR742] in Füssen und möchten die beiden Instrumente gerne im Radio vorführen. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir mittheilen könnten, wo man eine zugehörige Komposition auftreiben könnte. Ferner: Könnten Sie mir einen zeitgenössischen Stich eines Trumscheit-Spielers beschaffen? Ich würde enen solchen gerne neben unserem Instrument aufhängen."