NL Rück, I, C-0056

Berner bittet sein langes Schweigen zu entschuldigen. Bestätigt den Eingang der Schreiben Rücks vom 12. April, 18. April, 3. Mai und 6. Mai 1952 sowie die Unterlagen zur Näser-Orgel MIR1023. Aufgrund dieser Aufzeichungen ist auch Berner überzeugt, dass Berlin, Kat. Nr. 299, ein Werk Näsers ist. Hofft, sich in den nächsten Wochen wieder intensiv mit diesem Objekt beschäftigen zu können, wenn auch Orgelbauer Schuke wieder mehr Zeit hat.

Wird veranlassen, dass Rück die Fotos der Restaurierung des zweimanualigen Ruckers-Cembalos, Berlin, Kat. Nr. 2230, übersandt werden. Muss zunächst die Negative von Wilhelm Schwechten besorgen.

Das Angebot eines Hammerflügels stammt von der Sammlung Neupert. Fritz Neumeyer hat 1951 auf diesem Flügel konzertiert. Allerdings liegt von Neupert kein direktes Angebot bei der Berliner Sammlung vor, "aber wie schon gesagt, solche Objekte im Handel zu erwerben, übersteigt bei weitem unsere Mittel und Stifter gibt es ja nicht mehr."

Rücks kaukasische Musikinstrumente Tar und Blockflöte sowie der von Adolf Hartmann begonnene Nachbau einer ägyptischen Winkelharfe (Berlin, Kat. Nr. 3527) sind Kriegsverlust. Berner erinnert sich, dass Rück wohl bald nach 1945 eine entsprechende Anfrage stellte, damals war Berner noch in der Abteilung Volksbildung des Berliner Magistrats beschäftigt und konnte die erhaltenen Objekte nicht überblicken. "Inzwischen ist ja nun alles gesichtet und geordnet, und ich kann nur wiederholen, dass bedauerlicherweise die von Ihnen vermissten Gegenstände zu den ja leider so zahlreichen Verlusten zu rechnen sind." Berner war vor 1945 nicht am Institut für Musikforschung beschäftigt, hat nur 1937 einen Besuch abgestattet und weiß daher nichts über die Vorgänge bei der Verlagerung. Kann aus eigener Anschauung nur berichten, was er im Winter 1945/46 vorgefunden hat. Aufgrund der Verluste ist er für die Abzüge der Klaviermechaniken von Gottfried Silbermann und Bartolomeo Cristofori sehr dankbar. Die von Rück ebenfalls übersandten Negative wird er bei nächster Gelegenheit zurückschicken.

Sein Beitrag zur Entwicklung der Tasteninstrumente im 17. und 18. Jahrhundert wird nun gesetzt, sobald er Sonderdrucke hat, wird er Rück einen übersenden.

Zu Rücks Anfrage nach den beiden Hammerflügeln von Broadwood, Berlin, Kat. Nr. 912 und Kat. Nr. 945 berichtet er über den Verlust von Kat. Nr. 945, während Nr. 912 im Sammlungsgebäude, Klosterstrasse 36, verblieben war und dort bis auf das Korpus geplündert wurde. Das Instrument wurde zum 125. Todestag Ludwig van Beethovens restauriert, ist allerdings noch nicht abgeschlossen, da sich Friedrich Ernst die rechte Hand verletzte und nur eingeschränkt arbeiten kann. Eine Vorlage zum Nachbau des Notenpultes kann Berner leider nicht liefern. Die Datierung beider Instrumente in Sachs 1922 ist wohl durch Lesefehler entstellt. Bei Nr. 912 muss es 1818 heißen, auf der linken Seite des Stimmstocks erschien unter abgenommenem Firniß die Produktionsnummer 6802. Ist daher auch an Rücks Instrument MIR1124 interessiert. Die Datierung und Numerierung von Kat. Nr. 945 ist Berner indes unklar, sicherlich liegen auch hier Lesefehler zugrunde.

Erkundigt sich nach dem Broadwood-Flügel aus Beethovens Besitz im Nationalmuseum Budapest, das mit Informationen sehr zurückhaltend sei. Bereit eine Studie zu Beethovens Klaviersonaten vorbereitet und in der Literatur einige widersprüchliche Angaben kursieren. Theodor von Frimmel nennt in seiner Studie (Frimmel 1903) einen Umfang C-h3, verweist aber auf einen Brief Franz Liszts von 1861 bei Weitzmann, Geschichte des Klavierspiels, S. 294, wo ein Umfang von C-c4 genannt ist. Das Instrument war 1892 auf der Internationalen Musik- und Theaterausstellung in Wien zu sehen und im Berliner Institut haben sich Fotoreproduktionen davon erhalten. Darauf lässt sich eindeutig der Umfang C1-c4 erkennen; ferner sieht man, "dass das rechte Pedal halbiert ist zwecks Teilung der Dämpfung in Bass und Diskanthälfte." Firmmels Studie enthält nach Ansicht Berners eine falsche Aufnahme, die evtl. im Zuge einer späteren Restaurierung gefertigt wurde. Berner wird versuchen, aktuelle Fotos von Beethovens Broadwood-Flügel aus Budapest zu erhalten. Ist davon überzeugt, dass Berlin, Kat. Nr. 912 und MIR1124 "dem Beethoven'schen voll" entsprechen. Die verlorenen Zubehörteile hat er nach Fotos von Vergleichsobjekten nacharbeiten lassen, allerdings fehlt das Notenpult, da hierfür keine Vorlage vorhanden war.

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1952,05,15
Schreibort
Berlin-Charlottenburg
Erwähnte Objekte
Orgelpositiv
Tasteninstrumente
erwähnt als
Vergleichsobjekt(e)
Orgelpositiv
Tasteninstrumente
erwähnt als
Restaurierung
Cembalo zweimanualig
Tasteninstrumente
erwähnt als
Foto(s)
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Angebotene(s) Musikinstrument(e)
erwähnt als
Kriegsverlust
erwähnt als
Kriegsverlust
Zupfinstrumente
erwähnt als
Kriegsverlust
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Foto(s)
Hammerflügel (John Broadwood & Sons)
Tasteninstrumente
erwähnt als
Kriegsverlust
Hammerflügel (John Broadwood & Sons)
Tasteninstrumente
erwähnt als
Restaurierung
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Vergleichsobjekt(e)
Tasteninstrumente
erwähnt als
Vergleichsobjekt(e)
erwähnte Institutionen
Literaturreferenz
Berner 1950
Sachs 1922
Frimmel 1903