Das unsignierte Instrument (Rosette fehlte) wurde 1922 als Dublette aus dem Berliner Musikinstrumenten-Museum (Kat. Nr. 2234) durch den jüdischen Mannheimer Bankier, Hofrat Hermann Albert Marx für das Musikwissenschaftliche Seminar der Universität Heidelberg erworben. 1921 hatte Marx zum Gedenken an seine im Jahr zuvor verstorbene Frau, die Pianistin Hedwig Marx-Kirsch, eine umfangreiche Stiftung zugunsten des Musikwissenschaftlichen Seminars errichtet (siehe die Darstellung auf der Website des Instituts). In seinem Auftrag stellte Adolf Hartmann zwischen August und Oktober 1922 in der Berliner Museumswerkstatt das Instrument spielfähig her. Am 7. Mai 1935 berichtete er Ulrich Rück:
"neu ist daran: R. Bodenauflage, Verspreizung, Rippen, Saiten und Lederzungen. fertig gestellt Oktober 1922, es sind bezahlt worden 70 000 Mk bei einem damaligen Stundenlohn von 100-150 Mk, was einem normalen Stundenlohn von 2 Mk entspricht. Das wäre etwa normal mit 1000 Mk. bezahlt, natürlich spielbar." Stimmung ursprünglich a1 = 820 Schwingungen, "auch 880 wird es gut halten, denn es ist innen sehr solide gemacht."
Rück nahm 1935 von einer Erwerbung Abstand, führte aber im Spätsommer 1937 die Verhandlungen fort und schickte im September 1937 Otto Marx, der für zehn Tage in Nürnberg zu Gast war, zu einer Begutachtung nach Heidelberg.
Restaurierungsakte MINe85: Foto während der Restaurierung mit herausgenommenem Unterboden, Blick auf Unterseite Resonanzboden, dort die von Hartmann überlieferte Datierung 1654 nicht sichtbar. In Verlängerung der Rosette an der langen Wand ein längliches Papier mit Handschrift Adolf Hartmann: "Repariert August 1922 in der Werkstatt der staatlichen Sammlung alter Musik- // Instrumente // von Adolf Hartmann, Restaurator der Sammlung." An der gebogenen Wand, um 180° gedreht Aufschrift: "Anno 1938 // von J. C. Neupert restauriert. // Nürnberg // [Signum]". Ausführliche Zustandsbeschreibung von Frau May, 1988.
Unklar, wann aus dem unsignierten zweimanualigen Cembalo, das auf der Unterseite des Resonanzbodens 1654 datiert ist, ein Cembalo von Andreas Ruckers, Antwerpen 1654 wurde.
Eintrag im »Lagerbuch Neupert« zu MINe 85, S. 36, Nr. 136:
Cembalo von „Andreae Rückers me fecit Antwerpiae anno 1654.“ Dockenleiste beschriftet. Gehäuse marmoriert, schweres 3 beiniges Eiche Untergestell. 2 manual- u. 3 Flankenzüge: unteres Manual 1. 8’, 2. 8’ u. 4’, oberes Manual 1. 8’. 3 Springerreihen, 4 Oktaven und Septe G1/H1–f3 (kurze Baßoktave auf G1)
Vom Musikwissenschaftlichen Seminar Heidelberg gegen Steinflügelkopie Streicher Original [welcher?] März 38 M 1200,- Aufzalung [sic]
S. 37: Im Boden Rosette aus vergoldetem Blei: harfenspielender knieender Engel mit Initialen A.R. Blumenstreumuster auf Boden. Innendeckel u. Innenzarge z. T. tapeziert oder Tapete imitiert. Vorderdeckel beschriftet: ACTA VERAM PROBANT. Hinterdeckel: SIC TRANSIT GLORIA MUNDI. Elfenbein Untertasten mit schwarzen Aderlinien, Stirnplatten Elfenprofil, Obertasten Ebenholz. [spätere Schrift: Untergestell mit schweren Säulenbeinen im Museum am 2. 1. 45 vernichtet.]
202 x 82 B Turm Bbg.