"Lieber Herr Dr. Rück,
immer das alte Lied: so vieles ist zu tun, daß immer wieder auch Wichtiges keine Zeit zur Erledigung findet - zumal meine Arbeiten ja von der Art sind, daß ich sie nicht einfach aus dem Handgelenk subito subito hinhauen kann, sondern daß sie Zeit zur Überlegung und rechten Ausreifung brauchen. Dem Kalender-Huber hab ich nun vor 8 Tagen einstweilen 20 Bilder mit Text geschickt, er schrieb sehr erfreut darüber. Weitere 8 sind inzwischen wieder fertig gemacht. Nun aber fehlt es an Stoff: Berlin und Leipzig haben immer noch nichts geschickt. Neupert kommt erst in einigen Tagen, auch der Fotograf im Germanischen Museum ist erst in ein paar Tagen verfügbar. Und wie steht's mit Wien?
An Valentin hab ich doch noch einen eigenen Brief statt des von Ihnen aufgesetzten geschrieben. Nachdem er mir offenbart hatte, daß das Zentralinstitut für Mozartforschung nicht so viel Geld hat, um die Beiträge fürs Mozartjahrbuch zu honorieren, konnte ich es nicht übers Herz bringen, gleich von den 350 oder 380 RM für den Flügeltransport zu schreiben. Ich habe ihm also nur geschrieben, daß Sie bereit wären, den Transport durch Ihren Spezialtransporteur, der übrigens auch dazumal den Mozartflügel selber tran[s]portiert hätte, in dessen Klavierauto vornehmen zu lassen gegen Erstattung der reinen Unkosten.. Dazu bat ich ihn, für eine diesbezügliche behördliche Bescheinigung der kulturellen Notwendigkeit von wegen der Fahrterlaubnis und des Benzins zu sorgen, und möglichst bald Bescheid zu geben, da die Instrumente sonst in den nächsten Wochen in bombensichere Unterkünfte verstaut würden.
Sie haben hoffentlich eine gute Reise gehabt und sind hoffentlich auch gesundheitlich mit Ihrem Befinden zufrieden. Was etwa noch zu wünschen bleibt, das möge nun der Wiener Arzt mit Beschleunigung auskurieren!
Mit herzlichen Grüßen // Ihr // [handschriftl.] Steglich.
[Handschriftl. Postskriptum:] Mein Schwager und Schwester in Halle rieten mir, dann doch - um den auf die Dauer allzusehr belastenden häuslichen Mißverhältnissen zu entgehen - baldmöglichst die Danzigerstraße zu verlassen, und zwar möglichst gleich in Nürnberg etwas zu suchen. Das hätte ich selber schon lang getan, wenn ich nicht zeitlich so angebunden wäre. Immerhin, wenn Sie durch Bekannte mal zufällig von solchen Wohngelegenheiten erführen, wär ich Ihnen für Mitteilung dankbar."