NL Rück, I, C-0873g

"Lieber Herr Professor Steglich!

freundlichen Dank für Ihren Brief vom 6.3.41. Ich sandte Ihnen gestern eingeschrieben die Wiener Bilder samt Verzeichnis. Die Beschreibungen finden Sie im Schlosser [Schlosser 1920] bis auf das Trompetenpaar als Neuzugang und auf das Clavicytherium (neuer Kleinkatalog). Die Trompeten wurden bei der Fronleichnamsproz. verwendet und waren mit ff. Fahnentüchern behängt: näheres teilt Ihnen Luithlen auf Ihren Wunsch mit, da er auch das Protokoll hat u. Ihnen zugänglich machen kann, falls die Trompeten nicht in den nächsten Kalender kommen werden. Uebrigens: Hugo erfuhr in Leipzig, dass es mit der Inlandsbelieferung in uns. und überhaupt der Musikbranche in etwa 8 Wochen ganz aufhören soll: Huber will in ca. 14 Tagen kommen, und da erst will ihm Hugo [Haid] dringen raten, den Kalender erst nach Kriegsende raus zu bringen. Denn wenn die Belieferung des Inlandhandels gesperrt wird, kauft der Handel auch den Kalender nicht, auch ich nicht, da dann jegl. Umsatz aufhört! Hugo meint aber, Sie sollen nur Ihr Manuskript fertig machen und die 200 Meter einkassieren.

Auf jedem abgebildeten Wiener Instrument muss der Vermerk sein: Sammlg. alt. Mus.instr. des Kunsthistor. Mus. Wien, Aufnahme des KhM Wien, alles natrl. ausgedruckt. Auch bittet Luithlen um Vorlage der Korrektur. L. ist furchtbar ängstlich in allen Dingen, da er natrl. dem Chef untersteht. Er besprach mit dem Chef, dass für den Kalender keine Reproduktionsgebühren bezahlt zu werden brauchen und dass auch die Fotos, die eigens gemacht wurden Nb.!, gratis gehen. Bitte danken Sie dem KhMus brieflich, wie auch Huber.

Die Olifante konnten nicht Phot. werden, weil luftschutzverwahrt und inzwischen in die Plastikensammlung übergegangen. Nur wenn Sie ganz besonderen Wert darauf legen, würde Dr. L. versuchen, die Instr. phot. zu bekommen.

Luithlen erwarb inzwischen im Wiener Handel eine zeitgenössische Copie des Waltherbildes fürs KhM: näheres direkt von ihm, falls es für Ihren Aufsatz wünschenswert erscheint. Ich erwähnte nichts von Ihrem Aufsatz. Dr. [Eberhard] Preussner sagte mir, die Tagung [Salzburg, Mozarteum] wäre auf Sommer verschoben. [Erich] Valentin konnte ich nicht treffen, da Unterricht gehabt. Ich treffe ihn erst auf dem Rückwege.

Basscister: hier möchte sich Luithlen mit Ihnen einigen, wie das Instrument instr.kundlich heissen soll für die Zukunft, damit Sie und er die gleiche Bezeichnung wählen, weil ein neuer Katalog in Bearbeitung. Nach dem umgelegten Kragen wäre es eine Laute, nach dem Corpus eine Cister in Basslage. Vermutlich ein Versuchsinstrument oder aus eine Laune geboren!

Wegen einer Wohnung in Nbg. verstehe ich Sie nicht ganz: meinen Sie für alle oder nur für Sie? Sprechen Sie mit Haid, der kürzlich in der Gibitzenhofstrasse eine vielleicht frei werdende Wohnung wusste, die die Gattin des ehemals. öster. Konsulatssekretärs inne hatte.

Gesundheitlich hat sich vorerst wenig bei mir verändert, umsomehr ich erst zwei Tage Behandlung hinter mir habe. Rechts trat neu eine kleine Schmerzzone dazu auf, die schon massiert wurde. Ich kann also vorerst wenig Neues berichten. Ich muss einstweilen hier bleiben, Kauders verlangt Zeit für die Behandlung, ich soll ihn nicht drängen. Er ist der Meinung, dass die Störungen nur durch Massage weg zu bringen sind. Seelisch behandelt er mich auch, aber auch das geht nicht so rasch vorwärts. Der Erinnerungen sind zu viele. Ich arbeite nach Kräften zwar mit, aber immer wills halt nicht gelingen.

Hat Ihr Zahnarzt Sie fertig verarztet? Und schon einen Flügel? Sonst muss er sich beeilen!

Der Walterflügel hier [Wien, Inv.-Nr. SAM 454] ist fertig, diese Woche will ich ihn mir ansehen und anhören, wenn ich auf der Messe das Gröbste hinter mir haben werde. Preussner bat mich, ihm 10 histor. Instr. zu expertisieren: Mozart Vaters Geburtshaus wird umgebaut, die Druckerei kommt heraus und deren schöner alter Saal soll für alte Musikaufführungen intimen Charakters dienen und dazu will ich ihm für die Restaurierung an die Hand gehen, nachdem es meine und Gehmachers Idee war, solches zu machen. Ja ja: wo bleibt das alles in Nürnberg??!! Wo es so leicht sein könnte. Indessen herzlichste Grüsse von mir und Frl. Luise // wie immer Ihr".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1941,03,09
Schreibort
Wien
Erwähnte Objekte
Tasteninstrumente
erwähnt als
Restaurierung
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Kalenderproduktion
erwähnt im Zusammenhang
Vorlage(n) Abbildung
erwähnt im Zusammenhang
Veranstaltungsort
Literaturreferenz
Schlosser 1920