NL Rück, I, C-0873g

"Lieber Herr Professor!

Heute kam über Freilassing durch meinen Bruder, der dort ist, Ihr Brief bezüglich des Wirtes an. Leider enthält er garnichts über die tonlichen Qualitäten des Flügels, die mich natürlich vor allen Dingen interessieren. Der gute Herr Bahn ist ein siebenmalgescheiter Wirt, der glaubt, wir müssen den Flügel haben: da wird er sich aber gewaltig täuschen. Bei unserer chronischen Platznot nehmen wir sowieso nur das wirklich dringend erforderliche.

Ich wäre Ihnen dankbar, wenn wir wenigstens telefonisch noch darüber sprechen könnten, aber wenn möglich nicht von einem Automat aus, der nach 3 Minuten wieder abschaltet, sondern vielleicht doch von einer Privatnummer, etwa bei Waber.

Gestern war Dressel da, er will 3 - 4 Konzerte machen und einen einleitenden Prospekt versenden, der in feiner Aufmachung gedruckt werden soll und für den der Oberbürgermeister [Willy Liebel] Mittel bereitstellt. Dressel will seine Gedanken etwas formulieren und möchte danach eine Rücksprache mit Ihnen halten, ob Sie ihm für Geld und gute Worte diese Gedanken dann in die sprachlich richtige Form bringen. Ich sagte ihm gleich, dass Sie solche Sachen nicht umsonst machen könnten, weil Sie im freien Beruf stünden und erwähnte, dass je nach Umfang ein Honorar von RM 20.- bis 100.-- in Frage käme. Sie haben also freien Spielraum, können im übrigen natürlich auch ablehnen.

Er möchte Sie gerne in einem Konzert einbauen. Mir persönlich wäre es am liebsten, wenn er das Cembalo einzig und allein Ihnen anvertrauen würde, denn für die Konzerte kommen bekielte Instrumente in Frage und diese vertragen nicht ein langes vorherigen Üben, sonst müssen sie wieder nachbekielt werden, was, wie ich jetzt gesehen habe eine sehr heikle Arbeit ist.

Ich würde aber an Ihrer Stelle mittun, denn die Konzerte sollen einen repräsentativen Charakter tragen und auch den mitwirkenden Künstlern Geld einbringen.

Sie haben leider mit dem Wetter Pech gehabt wie alle Leute, wers glaubt, könnte darandenken, dass es im September noch schön wird, halt immer dann, wenn es zu spät ist.

Ich bin wahrscheinlich auch morgen noch da, vielleicht auch noch länger, denn ich muss wohl oder übel auf mein Zusammentreffen mit Dr. Ibach in Wien verzichten, weil ich noch zuviel Arbeit habe und immer zuviel aufgehalten werde. Sie können mich also bis auf weiteres noch erreichen.

Mit herzlichen Grüssen // Ihr".

 

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1940,09,03
Schreibort
Nürnberg