"Sehr geehrter, lieber Herr Dr. Rück!
Vor einigen Tagen war ich bei Frau Professor Richter zum Tee geladen u. da sah ich zu meiner großen Freude einen ganz reizenden kleinen Mahagoni Flügel. Darf ich wohl ganz bescheiden daran erinnernm daß ich Sie seinerzeit darauf aufmerksam machte, daß Prof. Richters sich einen Flügel zulegen wollten, nur sollte noch die Platzfrage gelöst werden. Das war vor ungefähr 4 Jahren. Prof. Richters hatten damals die Absicht, ein solches Instrument in München zu kaufen, doch riet ich Richters damals, sie möchten sich erst einmal mit Ihnen in Verbindung setzen. Herr Haid machte ja auch gleich darauf einen Besuch bei Prof. Richters, er wird sich bestimmt noch erinnern.
Sie, lieber Herr Dr. versprachen mir damals, falls ein Flügelverkauf bei Richters zustande käme, mich mit den üblichen Prozenten in solchem Falle dafür zu entschädigen. Seit Frühjahr sind nun Prof. Richters im Besitze dieses Flügels.
Lieber Herr Dr., verzeihen Sie vielmals, daß ich Sie daran erinnere, aber Sie würden mich mit einer kleinen Summe sehr beglücken, da ich weder Taschengeld bekomme, noch sonstige Einnahmen habe mir mal persönliche Wünsche zu erfüllen. In diesem jahr habe ich gerade 5 Tage Ferien gehabt u. wie Sie wohl wissen, habe ich außer einer Putzfrau, die nur Mittw. u. Samstag nachmittag u. manchmal auch da noch nicht, keine weitere Hilfe für diese große Wohnung. Mein tag beginnt im Sommer um 1/2 6 u. jetzt um 1/2 7 Uhr.
Mit Ihrer gütigen Hilfe wäre es mir vielleicht möglich, mit meiner Mittenwalder Bekannten zwischen Weihnachten u. Neujahr etwas auszuspannen, weil da die Mädels Ferien haben u. den Haushalt besorgen können.
Ihrer freundlichen Antwort entgegensehend mit // vielen Grüßen // Ihre // Lisel Steglich."