"Lieber Herr Professor Steglich!
Ihren Brief vom 29ten dankend erhalten. Leider ist ein Wettersturz erfolgt und es ist ziemlich kühl geworden. Ich erkältete mich und habe einen Rachenkatarrh, viell. auch leichte Bronchitis, das wird sich erst morgen in Gastein herausstellen. Nun gleich zu Ihnen: Valentin hat das Gesuch wegen Ihrer Zurückstellung an die Un. abgesandt. Den Brennstoff für den Transport der 2 Flügel will er selbst besorgen.
Hotel Sonne in Gmunden hat nur sehr wenige Einbettzimmer meist 2Better. Und diese sind bei Regentagen nicht gemütlich. Der Wirt Otto Langer empfahl mir für Ihren Zweck ein Privatzimmer zu mieten und empfahl mich an Frau Albrecht, Kuferzeile 25/II. Ich besah mir dieses Zimmer, es ist hübsch, hat modernes Bett, ein Fenster mit Aussicht auf den See und das Alpenpanorama, hat Ofen, einen Tisch inmitten, einen Toilettentisch. Die Waschvorrichtung steht im vis à vie liegenden Nebenzimmer einfach ein Lavoir in Eisengestellt. Zimmer ist geräumig, sehr sauber, die Frau ist nett und zuvorkommend, einfache saubere Frau. Kostet pro Tag 2 Mk 50 + Fremdentaxe 20 Pfg, Kaffee ohne 35 Pfg. Butter besorgen die Gäste selbst, Kaffee brauchen Sie nicht zu nehmen, wenn Sie im Kaffee frühstücken wollen. Lage ruhig, geeigent zum Arbeiten!! Essen können Sie sehr anständig in der goldenen Sonne, kostet Suppe 25, herrliche Renke mit Kartoffel 2.-- Braten ohne 1.20 bis 1,50 mit Beilage, Palatschinken 80, Kaiserschmarrn 70, Menu aus Suppe, Fleisch mit Beilage und Mehlspeise 1, 40. Alles ist recht gut gekocht, Suppen hervorragend was drin!". Auch anständiges Fett (Butter oder reines Schweinefett) verwendet.
Kulinarisch sind Sie gut aufgehoben. Gmunden hat Dampferverkehr, eine Elektrische zur Hauptbahnstrecke Station Gmunden ist 2 Km vom Ort entfernt damit verbunden. mehrere Kaffeehäuser, Postautoverbindungen nach verschd. Richtungen. Ich vereinbarte mit Frau Albrecht, dass Sie ihr // am Dienstag, den 2. September // verlässlich telegrafieren (oder Montag abends als Brieftelegramm aufgeben Lt, Wort 5 Pfg, ist Dienstag auch dort), ob und wann sie kommen, oder ob sie nicht kommen, damit sie dann ihr Zimmer anderweitig vermieten kann. Bis Eintreffen Ihrer Depesche hält sie es zurück.
Als weiterer Ort käme Lofer inbetracht Gasthof Post bei Witwe Poschacher. Sie kannte meinen Bruder gut, Haid kennt die Verhältnisse auch und kann Ihnen Bescheid geben. Wie allerdings jetzt die Kost ist, weiss ich nicht, früher war es recht gut.
Die Zillertaler Sommerfrischen sind halt jetzt unter Umständen schon kühl, mindestens Ginzling-Dornauberg bei 1000 Meter Höhe. Gut ist Mayrhofen, Alte Post Witwe Dengg, Zell am Ziller Gasthof Schneeberger, Fügen im Zillertal Bahngasthof Silbermayer: hier war jetzt Haids Schwester und vorher mein Vetter Biermann (telefon. sprechbar unter Bank der Deutschen Arbeit). B. war zufrieden. Und Badgastein ist Ihnen wohl zu teuer? Wäre mit Bädern wohl zum Erholen das Beste und wirkungsvollsten: Zimmer 2,50 bis 4.-- Bad 2,75, Kurtaxe 33.-- Essenpreise eine Kleinigkeit teurer wie Gmunden. Vom Standpunkt des Aufbügelns aus ist entschieden Badgasteien das Wirkungsvollste! Es ist teurer, leistet aber auch mehr für die Auffrischung. Schliesslich müssen Sie ja das Geld verdienen: überlegen Sie, evtl. können Sie mich in der Krone anrufen abends nach acht gegen Voranmeldung.
Ich schreibe diesen Brief im Zug, drum ist er nicht gar so vollendet schön geschrieben, trotz der 2ten stösst der Wagen sehr. Draussen schüttets mit Kübeln. Gebe ihn in Salzburg auf, hoffentlich erreicht er sie Montags noch.
Auch an Kitzbühel wäre noch zu denken: da wenden Sie sich am besten an Haid, dann könnte er nach 19 Hotel Klaussner anrufen, ob dort etwas frei. Gmunden ist noch allerhand los an Fremden. Die Lage am Traunsee kennen Sie ja. Die Zillertaler Quartiere sind einfach, natrl. haben sie einen Tisch im Zimmer zum Schreiben. Pension gibt die Sonne nicht. An fleischlosen Tagen hat die Sonne Süsswasserfische, hatte bisher auch meist noch Geflügel zweimal in der Woche. Kulinarisch sind Sie also gut aufgehoben, müssten sich auf mich berufen, da ich mit Hr. Otto Langer Ihren Fall ausführlich besprach. L. interessiert sich sehr für Musik, gestern abends war der alte Drdla da, der die bekannte Serenate schrieb, und sonstige Grössen von Film und The[a]ter. Publikum in der Sonne gut. Das Haus der Sonne steht unter Denkmal Schutz, weil 600 Jahre alt, darum die Zimmer weniger geeignet. Der Wirt aber ein sehr netter und sehr gefälliger Mann.
Gmunden ist typische Salzkammergutlandsshaft, die Sie ja kennen. Bahnverbindung Nbg ab 11.37, Passau an 15.28 (mit Speisewagen), Passau umsteigen ab Pers.Zug 16.16 (oder auch Schärding umsteigen und D bis Schärding: an 15.53, ab Dzg 16 45, falls D zu viel Verspätung hätte,) über Ried nach Attnang-Puchheim an 18.57. Hier ab 19.30 Gmunden an 1953. Linien 456, 458n, 458. Kilometrisch kürzeste Verbindung 218 + 80 + 12 zusammen 300 gleich Nürnberg - Uebersee!! also noch vor Traunstein.
Nett wäre als Aufenthalt noch Ruhpolding Gasthof Wittelsbach, unser Kunde Ing. Conrad Inhaber, müsste Haid telefonieren. Liebliche Lage in Kessel Berge etwa 1800 Meter bis 1200. Verpflegung war immer gut.
Aurum [Zahngold]: Schm. sagte mir am Freitag telefonisch, er habe bereits 25 Gr 14er, Rest bekäme er in Bälde. Ich denke, dass ich Ihnen bis Mitte September das endlich einhändigen kann. Schm. traf ich nicht in Gmunden, obwohl wir uns vereinbart hatten, wurde vielleicht unwohl, ich weiss es selber nicht.
Damit ist mein Wissen erschöpft. Wählen Sie klug und weise, wies bei einem zünftigen Musikwissenschaftler selbstverständlich ist. Ich würde an Ihrer Stelle stark Gastein trotz höherer Kosten in Frage ziehen. Indessen alles Gute, schreiben Sie mir nach Badg, Krone, wohin Sie sich entschlossen haben. Indessen herzlichste Grüsse // von Ihrem".