NL Rück, I, C-0873g

"Liebe Herren Rück,

schönsten Dank für die eigenhändig getippte Karte, lieber Herr Doktor! Inzwischen wird der Winter, über den Sie sich beklagen, doch wohl ein bißchen wenigstens sich verzogen haben. Hier wenigstens hatten wir jetzt ein paar schöne sonnige Tage, wenn auch die Luft, wo die Sonne noch nicht hinkam, noch kühl war. Hauptsache, daß die Besserung jetzt wenigstens langsam fortschreitet! Allmählich wird sie hoffentlich in ein etwas flotteres Tempo kommen!

Der Herr 'Bärenreiter' war da, allerdings nur wenige Stunden hier in Erlangen, ich konnte ihn dann gerade noch zum Zug nach Nürnberg mit Hilfe des Autobus bringen - so ist leider aus dem Besuch der Sammlung nichts geworden. Auch die Besuche in der Sammlung mit den Hörern meiner Vorlesung in der Hindenburghochschule werden nicht ganz einfach sein zunächst, weil das abends von 8 - 9 1/2 sein muß, wo es dann schon dunkel wird. Aber vielleicht lassen sich die Instrumente, die jeweils gebraucht werden - das werden ja auf einmal nicht so viele sein - in einen Raum des 1. Stocks stellen, der verdunkelbar ist. Bei N.[eupert], der ja nicht ganz übergangen werden kann, ist es so, daß zwar nicht der 2., aber der 1. Stock mit dem Saal verdunkelt werden kann. Die eigentlichen Vorführungen auf alten Klavieren möchte ich aber natürlich mit ihren Instrumenten machen, die mir vertraut sind. Es sind eine ganze Reihe Leute da, die offenbar sehr interessiert sind.

Jetzt ist nun mein neuer Assistent angetreten, ein Herr Dr. Dreimüller aus M[ö]nchen-Gladbach, aber Schüler von Haas in Wien. Das ist, sehr im Gegensatz zu Hanschke, ein tüchtiger Wissenschafter. Nur schade, daß er nur Organist und Cembalist ist und nicht Gambe oder Zink oder so etwas spielt! In der kommenden Woche wird sich herausstellen, was alles im Collegium musicum anschwirrt, dann kann ich auch übersehen, was sich in diesem Trimester etwa an Aufführungen wagen läßt.

Ende des Monats wird endlich auch die große Operneinrichtung für Halle fertig, an der ich viele Monate gesessen habe, auch in den sogenannten Ferien Tag für Tag. Der Händel-Vortrag in Halle ist aber doch nicht nachgeholt worden, bis jetzt wenigstens. Nun wird es wohl höchstens im nächsten Jahre möglich sein! Schade, ich wäre sehr gern einmal wieder nach Halle gefahren.

Weiterhin gute Fortschritte in der Besserung und Ihnen beiden recht viel schöne Gasteiner Tage!

Mit herzlichen Grüßen und // Heil Hitler! // Ihr [handschriftl.] RudolfSteglich."