NL Rück, I, C-0873g

"Lieber Herr Doktor,

besten Dank für Ihren inhaltreichen Brief! Für heute in aller Eile nur ein Paar Zeilen - ich will Sie Ihrer hoffentlich bereits gut fortgeschrittenen Kur nicht allzulange entziehen!

Was den Klavichordwunsch des Regierungsmedizinalrats Fischer in Rothenburg/Lausitz betrifft, so äußerte er mir gegenüber brieflich eben nur die Absicht, sich noch ein solches zuzulegen, und ich dachte, für den Fall, daß Sie Interesse daran haben, ihm dazu zuverhelfen, könnten Sie ja mit ihm anbändeln. Aber das hat schließlich noch ein bißchen Zeit. Immerhin: ein altes Clavichord ihm herzurichten, ist ja nicht so zeitraubend wie ein Cembalo oder ein Hammerklavier.

Mit meiner Verreiserei ist es ein Kreuz. Wenn ich das alles erledigen wollte, was getan werden müßte (Halle, Vorbereitung der Vorträge bez. Vortragsreihen in Salzburg, Erlanger KdF, Nürnberger KdF, Wintersemestervorlesungen in Erlangen und Nürnberg, Verbesserung einiger z.T. seit Jahr und Tag vorliegender Dissertationen, geschweige denn eigene schriftstellerische Arbeit), käme ich überhaupt nicht fort. Aber ein bißchen ausspannen muß man schließlich, ich merk es selber. Und da in der zweiten Septemberhälfte das Nürnberger Konservatorium schon wieder anfängt, bleibt mir nur noch die erste Hälfte vom September. Da Sie nun ohnehin in Gmunden sind: bitte schreiben Sie mir doch kurz, ob und zu welchem Preis in der Goldenen Sonne Quartier, am besten wohl gleich mit Pension zu haben ist. Das Zim[m]er müßte schon ein bißchen nett sein, mit einem Tischle, wo man an Regentagen etwas schreiben kann. Oder meinen Sie, daß die Zillertaler Quartiere bedeutend vorteilhafter sind??

So, nun gehen Sie schleunigst wieder an den Gestaden des Sees spazieren, oder lassen sich ein Knoblauch-Geräuchertes gut schmecken! Übermitteln sie bitte Fraulein Luise und Herrn Marx schönste Grüße und seien Sie selbst herzlich gegrüßt von // Ihrem // [handschriftl.] Steglich."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1941,08,29
Schreibort
Erlangen