NL Rück, I, C-0873g

"Liebe Herren Rück,

aus Ihrer Beischrift zu dem Durchschlag des Briefes an Herrn Studienrat Protz ersah ich zu meiner Freude, daß Ihre, Besserung, lieber Herr Dr., doch schon beträchtliche Fortschritte gemacht haben muß. Sonst hätten Sie sich ja die Exkursion nach Wien gar nie so zutrauen können. Hoffentlich hat Wagner-Jauregg ein günstiges Urteil abgegeben und bewirkt nun durch seine ärztliche Kunst baldigst die völlige Genesung.

Den Brief von Herrn Protz finde ich recht ergötzlich. Da hat also dieser Herr eine musikwissenschaftliche Arbeit über 'Mechanische Musikinstrumente' [Protz 1940] gemacht, die 'demnächst' im Druck erscheinen wird, und schon wendet er sich auch an Sie. Offen gestanden, ich traue ihm nach diesem Brief nicht viel zu, er macht mir zu viel große Worte. 'Die Universität Berlin' 'bittet' keinen Menschen, ein Gebiet 'weiter zu erforschen'. Vermutlich hat ihm Schünemann oder bei er sonst seine Doktorarbeit gemacht hat, gesagt: nun können sie eigentlich noch die folgenden Jahrhunderte beackern. Na, wir werden ja aus seinem Buche sehen, was ihm 'aufzufinden gelungen' ist. Vermutlich das, was in den Museen steht. Wenn er sich an mich wendet, soll er aber selbst verständlich gut bedient werden.

Nachdem ich vor Wochen mit den Hörern der Nürnberger Vorlesung in Ihrer Sammlung war, bin ich kürzlich auch bei N. gewesen. Plötzlich, ganz unvermutet tauchte dabei auch Herr Foesel auf, und ein paar Tage später sagt mir jemand, er hätte einen Bericht darüber in den Kurier gebracht. Ich sehe nach: wahrhaftig, das stand einer drin! Ich denke, Sie werden ihn auch zu Gesicht bekommen haben, denn Sie lassen sich doch vielleicht den Kurier nachsenden. Wenn ich nächstens wieder einmal mit den Leuten auf die Tafelfeldstraße gehe, werde ich Herrn F. vorher geziemend davon in Kenntnis setzen, damit er das auch einmal so schön beschreibt in seiner Zeitung.

In Berlin habe ich damals Schünemann Ihr Anliegen vorgebracht. Er sagte mir zu, ein diesbezügliches Gutachten zu schreiben. Er hat es, wie ich von Herrn Haid hörte, auch wohl gleich getan. Aber nun geht die Sache, wie Herr Haid andeutete, wohl auch ohne dieses Gutachten in Ordnung!

Die Tschudi-Kopie [Halle, Inv.-Nr. MS-74] ist, wie mir Herr Dr. Koch sagte, in Halle allerdings in nicht recht spielfähigen Zustand angekommen, so daß die Hallenser erst dann, wenn Maendler das Instrument dort durchgesehen hat, den rechten Eindruck von ihm bekommen können. Schade, aber kein Wunder bei den Schwierigkeiten und der Länge jenes Transports von München nach Halle!

Mein Assistent Dr. Dreimüller muß diesen Donnerstag einrücken, in Sondershausen. Schade, aber vielleicht schicken sie ihn bald wieder, er hat nämlich ein allergisches Gelenkleiden, das im gesunden Erlanger Klima allerdings wesentlich weniger sich zeigte als in seiner niederrheinischen Heimat.

So viel für heute. Wenn sieht man Sie wieder in Nürnberg?????????

Mit herzlichen Grüsen für Sie beide // Ihr // [handschriftl.] Steglich."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1940,06,09
Schreibort
Erlangen
Erwähnte Objekte
Cembalo
Tasteninstrumente
erwähnt als
Transport
erwähnte Institutionen
Literaturreferenz
Protz 1940